Sport: Mit Böen um die Welt
Kristin Boese aus Werder will ihren Meistertitel im Kitesurfen verteidigen
Stand:
Kristin Boese aus Werder will ihren Meistertitel im Kitesurfen verteidigen Ein ganz gewöhnlicher Winter besteht für Kristin Boese inzwischen aus viel Sonnenschein und hohen Wellen. Maui Hawaii, Venezuela und Ägypten – dort verbrachte die Werderanerin in diesem Winter ihre Zeit, um sich auf die Wettkämpfe vorzubereiten. Erst im mitteleuropäischen Sommer wagt sich die Publizistik- und Kommunikationswissenschafts-Studentin mit ihrem Schirm (Kite) und dem Brett (Board) wieder nach Hause, um deutsche Meisterin zu werden und gelegentlich Kitesurfunterricht zu geben. Am Wochenende nun startete die Globetrotterin beim PKRA-World-Cup-Stopp auf Fuerteventura und wurde Siegerin im Freestyle-Wettbewerb. Freestyle – jede der Kutesurferinnen zeigt, was sie kann. Dabei ist ein bestimmtes Gebiet durch vier Bojen abgegrenzt, in dem jeweils vier Leute kiten und so viele Tricks wie möglich zeigen. Die Jury vergibt Punkte. Jeweils die zwei Surfer, die die meisten Punkte erzielt haben, kommen weiter. Boese selbst empfindet die Wertungsmethoden der noch jungen Sportart nicht als hundertprozentige Lösung. „Wenn die acht Judges zum Beispiel gerade woanders hinschauen und einige deiner Tricks nicht sehen, sind die Punkte verloren“, sagte sie unlängst. Anscheinend haben sie bei ihr nun genau hingeschaut, sie sammelte nach dem Sieg in Österreich nun ihren zweiten Spitzenplatz im Freestyle-Wettbewerb ein. Zwei Jahre ist es nun her, dass die gebürtige Potsdamerin erstmals bei einem Welt-Cup an den Start ging, Fünfzehnte wurde sie im Juni 2001 in Cabarete (Dominikanische Republik). Der Weg von einem Arbeitsaufenthalt mit Kitesurf-Mittagspausen im Februar und März 2002 auf Fuerteventura bis in die Weltspitze war, wenn auch kurz, nicht ohne Stolpersteine. Der größte lag am Freitag, den 7. Juni 2002 bei der Fischland-Darss Kitesurf Tour in Zingst auf dem Weg: die bis dato beste deutsche Fahrerin, Silke Gorldt, verunglückte beim Kiten tödlich, nachdem sich zwei Schirme ineinander verfingen und die 26-jährige Politikstudentin auf den Buhnen aufschlug. Warum sie sich nicht aus dem Sicherheitssystem lösen konnte – der Fahrer des zweiten Boards löste seine Leine sofort – blieb ungeklärt. Gorldt gehörte zu den Freundinnen von Boese auf der Tour, mit ihr wohnte sie manchmal gemeinsam in ihrem alten, selbst ausgebauten grasgrünen VW-Bus und mit ihr sprach sie bis in die Nacht hinein über den Sport, die Zukunft und das Leben. Inzwischen tourt Boese mit den Böen um die Welt, wurde Dritte der Weltmeisterschaften und ist amtierende Deutsche Meisterin. Ihren nationalen Titel will die gelernte Bürokauffrau vom 13. bis 15. August verteidigen, wenn vor den Stränden von St. Peter Ording die besten deutschen Kiter surfen. Sie selbst trägt dazu bei, dass der Sport an Qualität gewinnt: bereits zum zweiten Mal veranstaltete die 27-Jährige Mitte Juli mit ihren Sponsoren das Girlscamp in Wustrow. 24 deutsche Kitesurferinnen konnten sich dabei Tricks abschauen und Tipps von Boese holen – nun will sie selbst wieder das Brett unter den Füßen spüren, bevor der Winter kommt. Dann heißt das Ziel wieder Maui. jab
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: