
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Mit Courage Schlimmeres verhindert
Nach Brandanschlag auf Wilhelmgalerie: Polizei lobt drei Männer und eine Jugendliche für ihr Handeln
Stand:
Was hätte alles passieren können! Polizei-Hauptkommissarin Ina Thieme will es sich gar nicht ausmalen, was ohne die Zivilcourage dreier Männer und einer Jugendlichen geschehen wäre, als am Freitagmittag vor knapp zwei Wochen ein 29-jähriger Mann in der Wilhelmgalerie Benzin verkippt und angezündet hatte. Hochtoxische Verbrennungsgase hätten zu Verletzten oder gar Tote führen können Und dann die ungleich schwerere Arbeit der Polizei hinterher, ohne Täter, ohne Zeugen und mit der Möglichkeit, es hätte sich um einen gezielten, womöglich durch eine radikale Gesinnung motivierten Brandanschlag handeln können? Angaben des Täters zufolge, der sich wieder auf freiem Fuß befindet, war der gelegte Brand im Treppenaufgang jedoch eine „Frusttat“.
Doch dank der Reaktion der vier Menschen blieb es beim Sachschaden. Die drei Mitarbeiter der Firma InfoTerra, die gerade von der Mittagspause kamen, griffen ein. Mirko P., Roland C. und Frank K. sprechen den Täter an, so dass dieser nicht dazu kommt, seinen ganzen Benzinkanister zu entleeren. Sie lösen in der Wilhelmgalerie Alarm aus. Und sie verfolgen und stellen den Täter. Die 14-jährige PNN-Praktikantin Luana ruft geistesgegenwärtig die Feuerwehr. Gestern wurden die vier Mutigen durch den Leiter des Schutzbereiches Potsdam, Polizeidirektor Ralf Marschall, ausgezeichnet.
Nachgedacht habe er erst hinterher, berichtet Frank K. – erst Stunden später, als er sich die Nase schnaubte und den schwarzen Ruß sah, als er nachsah, ob die Haut auf seiner Hand angesengt ist. Da wurde ihm bewusst, wie gefährlich die Situation war. Dabei ist die Fahrstuhltür, die die Männer wieder in ihre Büroetage bringen soll, schon fast wieder geschlossen. Doch sie hören das Plätschern des Benzins und verlassen den Fahrstuhl wieder. Sie sehen den Täter, der einen Pullover mit der Aufschrift „White Power“ trägt und sprechen ihn an. Der greift sein Feuerzeug, ein erster Versuch, das Benzin zu entzünden, schlägt fehl. Dann folgt ein zweiter und „eine riesige Hitzewelle“ rollt den Männern entgegen.
Mirko P. greift sich den betrunkenen Mann, schleudert ihn gegen die Briefkästen. Doch die Flammen lodern, es ist klar: „Wir müssen raus!“ Die Gelegenheit nutzt der Täter und flieht. Die Männer folgen ihm, in der Charlottenstraße gibt er auf, telefoniert mit dem Handy, teilt mit, „ich bin aufgeflogen“. Vor seiner Tat war er aus einem weißen Auto mit Havelland- Kennzeichen gestiegen. Die Ermittlungen zum Fahrzeug und dessen Insassen laufen, das ist alles, was Hauptkommissarin Thieme zum Stand der Ermittlungen sagen will. Polizeichef Marschall schätzt den Brandanschlag als schwerwiegend ein: „Der Täter hat damit rechnen müssen, dass Menschen im Gebäude sind.“ Wie die Ausgezeichneten berichteten, hatten die Patienten einer Arztpraxis keinen zweiten Fluchtweg und somit keine Möglichkeit, das Haus vor dem Löschen des Brandes zu verlassen. Guido Berg
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