Sport: Mit dem schwarzen Schaf zur WM
Das Potsdamer Ruder-Duo Koné/Bleich bereitet sich auf die Junioren-WM vor
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Eine letzte Trainingseinheit auf den Potsdamer Gewässern absolvierten die beiden Nachwuchsruderinnen Alia Koné und Stella Bleich am gestrigen Vormittag. Anschließend hieß es Koffer packen und ab zum Trainingslager nach Berlin- Grünau. Dort bereiten sich die beiden 17-Jährigen vom Ruderclub Potsdam mit ihren Nationalmannschaftskollegen und Kolleginnen auf die bevorstehende U 19-Junioren-Weltmeisterschaft vor. Diese findet vom 7. bis 11. August im litauischen Trakai statt.
Neben jeder Menge Trainingsklamotten ist im Koffer von Stella Bleich ebenso ihr Kuscheltier – ein schwarzes Schaf – gelandet. Mit schwarzen Schafen hat auch Bleichs Trainingspartnerin Alia Koné bereits Erfahrungen gemacht. Allerdings keine guten: „Aufgrund meiner Körpergröße und meiner Hautfarbe wurde ich oft von den anderen Kindern gehänselt und fühlte mich somit auch wie ein schwarzes Schaf“, sagte die Halb-Afrikanerin.
Auch als Koné in der 7. Klasse auf die Sportschule nach Potsdam wechselte, änderte sich zunächst nicht viel. „Die Anfangszeit in Potsdam war ganz schlimm für mich. Ich hatte keine Freunde“, sagt die gebürtige Eichwalderin. „Bis heute weiß ich eigentlich nicht, wie ich das ausgehalten habe. Mich wundert es selbst, dass ich nicht aufgegeben habe.“
Alia Koné wurde von Uta Salomon, Trainerin am Ruder-Stützpunkt Potsdam, entdeckt. „Frau Salomon kam in der sechsten Klasse zu uns an die Schule, hat mich gesehen und sich anscheinend gedacht: Was für ein großes Mädchen“, erzählt die jetzt 1,84 Meter große Sportlerin. „Daraufhin hat sie mich gefragt, ob ich es nicht mal mit dem Rudern probieren möchte.“ Kurze Zeit später bewarb sich Koné an der Sportschule Potsdam für die Ruderklasse. „Obwohl ich viel unsportlicher als die anderen Bewerberinnen war, haben sie mich genommen“, erzählt sie weiter. Vier Jahre später ist Alia Koné zum ersten Mal für eine Weltmeisterschaft nominiert. „Meine Mama freut sich total, kann es aber noch nicht wirklich glauben. Immerhin rudere ich jetzt bei einer Weltmeisterschaft mit“, sagt die Zwölftklässlerin. Das ganze Jahr über hat sie mit ihrer Trainingsgruppe am Potsdamer Seekrug darauf hingearbeitet: zwei Trainingseinheiten am Tag, bei schlechtem Wetter wurde im Kraftraum und auf den Ergo-Geräten die Athletik verbessert.
Bis zum Abflug nach Litauen warten jedoch noch vier weitere anstrengende Wochen auf Alia Koné und Stella Bleich. Seit gestern Nachmittag stehen im Trainingslager in Berlin verschiedene Tests auf dem Programm: Stufentest, Gesundheits-Checks, Individualtests. Anhand der Ergebnisse aus all den Tests wird dann festgelegt, welcher Sportler in welchem Boot auf welcher Position bei der Junioren-WM starten wird. „Wir alle hoffen sehr, dass Alia und Stella nicht nur als Ersatzfrauen mitfahren“, sagt Kathrin Boron, ehemalige Olympiasiegerin und Präsidentin des Ruderclubs Potsdam. „Aber das glaube ich nicht. Individuell sind die beiden sehr stark.“ Einen Platz im Achter erhoffen sich die beiden Riemenruderinnen auf jeden Fall. Ansonsten heißt das Ziel Erfahrungen sammeln. „Es ist schon toll, dass wir überhaupt dabei sind“, sagt Bleich und Koné kann sich dem nur anschließen.
Qualifiziert haben sich die Potsdamerinnen Anfang Juni mit ihrem 7. Platz im Zweier bei der Internationalen Juniorenregatta in Hamburg, die als Ranglistenrennen der U19 gilt, sowie mit dem 2. Platz im Achter und dem 4. Platz im Vierer bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Köln vor zwei Wochen.
Da der deutsche Juniorinnen-Achter in den vergangenen Jahren jedoch immer aufs Podium gefahren ist, ist eine Medaille auch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen. Luisa Müller
Luisa Müller
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