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Geburtshelfer. Potsdamer Jugendliche helfen auf dem Gelände der Friedrich-Engels-Straße 22 bei Arbeiten für das neue Freiland-Jugendzentrum. Wie es aussehen soll, zeigt die untere Skizze der Projektinitiatoren.

© Andreas Klaer (o.)/ Manfred Thomas (u.)

Von Friederike Haiser: Mit dem Vorschlaghammer

Wie junge Potsdamer auf dem „Freiland“-Gelände arbeiten, damit ein neues Jugendzentrum entstehen kann

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Fabian Friedrich hat Muskelkater. Gerade hat er das „Freiland“-Gelände in der Friedrich-Engels-Straße betreten. Gestern war sein dritter Arbeitstag. „Im Moment habe ich Zeit, weil Ferien sind“, sagt der 28-Jährige und reckt die Arme. In drei Wochen möchte er versuchen, sein Fachabitur abzuschließen. Doch nun will er Geburtshelfer für Potsdams neues „Freiland“-Jugendzentrum sein.

Auf dem Gelände mit seinen niedrigen Flachbauten wird viel geschwitzt. Mit Helmen und Mundschutz versehen beginnen an diesem Morgen elf Jugendliche Schubkarren und Eimer voll Schutt in einen Container zu laden. Die Luft schmeckt nach Staub. Ein Vorschlaghammer frisst sich in die Betonwände. Bei einigen Helfern zittern vor Anstrengung die Arme.

„Wir sind alle Freunde und Freundinnen des Spartacus und wollen den alten Spartacus-Jugendclub so schnell wie möglich wieder herstellen“, sagt Claudia Fortunato. Die 21 Jahre alte Potsdamerin studiert zurzeit Deutsch und Politische Bildung und engagiert sich in Potsdam für linke Politik. Sie sitzt mit anderen bei einer Raucher- und Frühstückspause. Und gleich macht sie eins klar: „Solange hier niemand mit rechtsradikalen Sprüchen auf dem T-Shirt aufkreuzt oder sexistische Sprüche loslässt, sind alle willkommen, die mithelfen wollen.“

Auch der junge Helfer Roland Gehrman sitzt mit an dem eckigen Holztisch. Er ist froh, dass das „Freiland“-Projekt nun endlich in die praktische Phase übergegangen sei. Denn die ehrenamtlichen Jugendlichen seien von der Entstehung der Idee bis zur Planung der Umsetzung immer dabei gewesen. Bei Fragen wie: „Wo soll welche Wand abgerissen werden?“ oder „Wie groß soll der Tanzbereich werden?“ habe jeder Jugendliche ein Mitspracherecht besessen. „Schließlich soll das ja unser Jugendclub werden.“

Die Motivation schlägt sich in der Arbeit nieder. Schon am Montag, dem Tag des Baustarts für „Freiland“, hätten die anwesenden 32 Jugendliche und junge Ein-Euro-Jobber bereits „Erstaunliches“ geleistet, sagt der Berliner Bauleiter Rolf Waschkuhn. Er zeigt auf die mit dem Vorschlaghammer eingerissenen Wände. „Das ist ein großer Kraftaufwand, so dass die jungen Männer sich zu acht abwechseln mussten“, erklärt Waschkuhn. Für den Bauleiter ist es das erste Projekt mit jugendlichen Arbeitern und er ist begeistert von deren Initiative. „Die Helfer haben eine größere Motivation, als manche beruflichen Bauarbeiter“, erklärt er.

Die Arbeit macht sichtlich stolz. Roland Gehrman ist das anzusehen: „Erstmal mussten wir hier alles leer machen. Lampen, Fußboden und Kabel sind jetzt raus. Nun ist fast nur noch eine Mauer übrig.“ Auch mit der Zusammenarbeit mit dem Bauleiter Waschkuhn sind die Jugendlichen zufrieden. „Er gibt uns Anweisungen und markiert abzureißende Wände mit einem blauen Kreuz“, erklärt Fabian Friedrich. Zwei der Jugendlichen sind abgestellt, während der Arbeit an die vom Bauleiter gegebenen Hinweise zu erinnern: Etwa an die Arbeitsschutzbestimmungen. Dadurch, dass sich viele der Jugendlichen schon aus alten Spartacus-Zeiten kennen, herrscht ein gutes Teamgefühl. „Das ist ein Freundeskreis. Viele der Leute sehe ich regelmäßig, zum Beispiel im KuZe zum Kickern. Potsdam ist wie ein Dorf“, sagt Fabian. Früh um 8.30 Uhr kommen die ersten Helfer. Im Laufe des Tages stoßen immer mehr Jugendliche hinzu, die dann etwa bis 17 Uhr bleiben. Die Zeit, welche die Jugendlichen hier verbringen, wird in einer Anwesenheitsliste dokumentiert.

Die jungen Teilnehmer sind ehrgeizig. Und sie wollen, dass die vorbereitenden Maßnahmen für die weiteren Arbeiten im „Freiland“ rechtzeitig beendet sind. Es muss schnellgehen. Fabian Friedrich sagt: „Wir haben nur drei Wochen Zeit.“

Friederike Haiser

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