Landeshauptstadt: Mit der Biedermeier-Siedlung geht es los
Zukunft für Kaserne Krampnitz : Von der Ex-Kavallerieschule zum Wohngebiet der gehobenen Mittelklasse
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Fahrland - In den Jahren 1937 bis 1939 als Kaserne der Heeres-, Reit- und Fahrschule nach Entwürfen des Architekten Robert Kisch gebaut, steht der Kaserne Krampnitz offenbar eine Zukunft als qualitativ hochwertiges Entwicklungsgebiet bevor. Zuletzt durch die sowjetische Armee genutzt, steht die Kaserne seit 1994 leer. Die TG Group – die das 120 Fußball-Felder große Areal von der Brandenburgischen Boden Gesellschaft gekauft hat – will in den nächsten Jahren „zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro“ in das ehemalige Militärareal investieren, erklärte gestern Rolf Haferkamp, Deutschland-Vertreter der TG Group.
Vor Journalisten versicherte Haferkamp gestern, dass die denkmalgeschützte Bausubstanz „weitgehend erhalten werden“ soll. „Man muss sich den tradierten Verpflichtungen stellen“, sagte Haferkamp. Die gewachsene Infrastruktur soll kaum verändert, das Straßenbild erhalten werden, ebenso der heterogene Baumbestand. Wie Stadtplanungschef Andreas Goetzmann erklärte, seien damals Bäume angepflanzt worden, die bereits 20 Jahre alt seien. Dies sei eine Qualität, die heute kaum noch jemand leisten könne und zuletzt bei der Potsdamer Bundesgartenschau an der Pappelallee zu sehen war. Haferkamp kündigte ferner den Abriss der „völlig verwahrlosten“ Plattenbauten auf dem Kasernen-Areal an: „Die werden komplett platt gemacht.“
Wie Goetzmann und die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) informierten, haben sich die Stadt Potsdam und die TG Group auf eine städtebauliche Rahmenvereinbarung verständigt, die am späten gestrigen Abend auch Tagesordnungspunkt im Ausschuss für Stadtplanung und Bauen war. Dem Plenum der Stadtverordnetenversammlung wird die Vereinbarung voraussichtlich in der Septembersitzung vorgelegt. Zuvor werde die Vereinbarung noch im Fahrländer Ortsbeirat diskutiert. Mit einem positiven Votum des Stadtparlaments wäre „baurechtliche Sicherheit“ geschaffen, sagte Haferkamp. Die Rahmenvereinbarung liefert der Beigeordneten zufolge die Grundlage für eine durchgrünte Siedlung mit hohen stadtgestalterischen Qualitäten. Die nach dem Plattenbau-Abriss entstehenden Freiflächen werden Goetzmann zufolge nicht lediglich „filetiert“, sondern es entstehe eine neue „stadträumliche Situation“.
In einem ersten Bauabschnitt will der Investor zunächst 150 Wohneinheiten mit 130 bis 180 Quadratmetern Wohnfläche schaffen – zu 80 Prozent in der zu sanierenden Altbausubstanz. Dabei handelt es sich um die ehemalige Offizierswohnsiedlung, die so genannte „Biedermeiersiedlung“. Zudem sollen Doppel- und Einfamilienhäuser entstehen. Der erste Spatenstich ist für den Spätsommer des kommenden Jahres anvisiert. Die Bauzeit für den ersten Projektteil mit einem „gewaltigen Volumen“ gibt Haferkamp mit „18 bis 24 Monate nach Baubeginn“ an. Die Zahl der Wohneinheiten des Gesamtprojekts wollte Haferkamp nicht nennen. Das sei „eine Frage der Verdichtung“ und der künftigen Einkommensentwicklung, die sich heute noch nicht genau bestimmen lasse. Hinsichtlich der erforderlichen Infrastruktur versicherte er: „Wir stellen uns den Anforderungen“. Der Bau einer Schule oder Kita sei für die ersten 150 Wohneinheiten noch nicht vorgesehen.
Die Beigeordnete begrüßte das Vorhaben als „Punktlandung“, es bestehe mit dem ersten Bauabschnitt „die Chance, einen Kiez und eine Identität zu schaffen“, die ein guter Anker sei für die Gesamtentwicklung des Areals. Von Kuick-Frenz erklärte, mit dem neuen Wohngebiet der gehobenen Mittelklasse entstehe „keine Konkurrenz zum Bornstedter Feld und zum Campus Jungfernsee“.
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