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Landeshauptstadt: Mit der Kamera ins Jugendamt
Die Potsdamerin Johanna Bergmann drehte Doku-Kurzfilme über das Jugendamt und seine Arbeit
Stand:
Was macht eigentlich das Jugendamt? Es „unterstützt () bei der Erziehung, Betreuung und Bildung von Kindern und Jugendlichen“, steht in einer Broschüre für die Kampagne „Jugendamt. Unterstützung, die ankommt.“ Ziemlich vage. Deshalb ist es Ziel der bundesweiten Kampagne, zu erklären, wie genau diese Unterstützung aussieht. Das Potsdamer Jugendamt hat dazu ein eigenes Projekt gestartet: Es lässt eine Film-Dokumentation drehen – von der 26-jährigen Potsdamer Studentin Johanna Bergmann.
Gefilmt hat Bergmann dafür bereits in Potsdamer Jugendclubs, hat Streetworker begleitet und Kindergärten besucht. Besonders spannend habe sie das Filmen in einer betreuten Wohngruppe für junge Mütter gefunden, sagt sie. Die Einrichtung im Wohngebiet Am Schlaatz unterstützt die jungen Mädchen und Frauen beim Organisieren des Alltages und bereitet sie darauf vor, sich später allein um Kind und Leben zu kümmern. Johanna Bergmann beeindruckte die Atmosphäre in der Wohngruppe: „Das herzliche Verhältnis zwischen Betreuern und Bewohnern war dem einer Familie sehr ähnlich.“ Während des Filmens, meint Bergmann, seien alle ihr gegenüber sehr offen gewesen. „Ich konnte mich überall frei bewegen, man hat mir vertraut.“
Direkter Auftraggeber der Film-Dokumentation ist Norbert Schweers, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie, in den das Jugendamt integriert ist. Obwohl die Kampagne das Jugendamt in der Öffentlichkeit natürlich positiv präsentieren soll, sei sie von Schweers gebeten worden, „alles, was ich filme, zu verwenden, auch kritisches“, sagt die junge Filmemacherin. Es handele sich nicht um einen Imagefilm, sondern eher um „Kurzfilme mit dokumentarischem Charakter“. Sie habe neben dem obligatorischen Interview mit einem Mitarbeiter versucht, „als Beobachterin zu agieren“ und darauf zu hoffen, „dass etwas passiert“. So nahm sie sich für jede Einrichtung viel Zeit, besuchte sie oft mehrere Male, bevor sie überhaupt filmte.
Interviews, Kamera, Schnitt – die Produktion des Films übernimmt Bergmann allein. Oftmals sei es aber nicht einfach, allein zu entscheiden, welches des gefilmten Materials „spannend ist und welches nicht“. Die Studentin der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) arbeitet allerdings nicht zum ersten Mal mit dem Jugendamt zusammen. Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres beim Stadtjugendring habe sie einen kurzen Film zum Babybegrüßungsdienst der Stadt gedreht. Außerdem machte sie einen Film über die Proteste der Jugendlichen in Potsdam, nachdem das Jugendkulturzentrum Spartacus seinen Standort verloren hatte.
Das Jugendamt-Projekt findet Johanna Bergmann sinnvoll. Sie selbst habe während der Produktion viele Vorurteile abgebaut. So sei sie beispielsweise vor dem Besuch der „Oase“, einer Einrichtung der Hoffbauer-Stiftung für Schulverweigerer, unsicher gewesen: „Wer weiß, was da auf mich zukommt.“ Danach konnte sie sich schwer vorstellen, dass die Jugendlichen, die dort unterrichtet werden, an Schulen „Problemfälle“ sind. Die Jugendlichen hätten in den kleinen Unterrichtsgruppen sehr interessiert und offen gewirkt. Einen ähnlichen Effekt sollen ihre Kurzfilme beim Zuschauer auslösen: „Viele Menschen haben ein schlechtes Bild vom Jugendamt oder beschäftigen sich nicht damit.“ Die Film-Doku zeige, dass die Arbeit und die finanzielle Unterstützung des Jugendamtes ganz konkrete Ergebnisse und Erfolge bringe. Wann die Filme der Öffentlichkeit präsentiert werden, steht noch nicht fest.
Die Kampagne im Internet:
www.unterstuetzung-die-ankommt.de
Vera Krellmann
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