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Landeshauptstadt: Mit der Marskamera über die Stadt

Erster 3D-Stadtplan bildet jedes der 50 000 Potsdamer Gebäude plastisch ab

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Potsdam überfliegen und dabei jedes der 50 000 Gebäude in seiner dreidimensionalen Gestalt in Augenschein nehmen können ab Montag Touristen und Einheimische dank des ersten 3D-Stadtplans für die Landeshauptstadt. Gestern stellte der Präsident des Landesvermessungsamtes, Heinrich Tilly, den 3D-Plan der Öffentlichkeit vor. Für dieses Wunderwerk wurde eine Adaption der im Institut für Planetenforschung Berlin-Adlershof für Oberflächenaufnahmen des Mars entwickelte Digitalkamera eingesetzt. Zudem nutzte das beauftragte Unternehmen Remote Sensing Solutions GmbH (RSS) München-Potsdam Datensätze des Vermessungsamtes und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, um die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten auf diese neue Art zugänglich zu machen. Die Stiftung hatte darauf bestanden, auch alle Parke mit ihren Bäumen abzubilden, denn sie tragen zum unverwechselbaren Gesicht Potsdams bei.

RSS-Geschäftsführer Prof. Dr. Florian Siegert führte die Möglichkeiten des 3D-Stadtplans vor, an dem er mit Projektleiter Regin Lippold und weiteren sieben Beschäftigten ein gutes Jahr lang gearbeitet hat. Der Nutzer kann über Mausklick jeden beliebigen Punkt der Stadt heranzoomen, Bauten und Straßenzüge nicht nur aus der Hubschrauberperspektive, sondern durch Drehen und Neigen des Bildes auch von allen Seiten betrachten. Er kann zudem Dateien abrufen, die beispielsweise die Geschichte eines Baudenkmals erläutern, aber auch ganz praktische Hinweise geben. Mit Öffnungzeiten und Angeboten, ob chinesisch, griechisch oder deutsch, werden alle Gaststätten aufgelistet, ebenso die Behörden, Arztpraxen, Apotheken. Wer möchte, bekommt auf Mausklick heraus, wie viel Meter er bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle laufen muss.

Der 3D-Stadtplan ist also nicht schlechthin ein Stadtplan, sondern ein hochqualifizierter, fast bis ins letzte Detail reichender Reiseführer. Und nicht nur das: Wer nach Potsdam zuziehen und ein Haus erwerben möchte, bekommt gegenüber dem Durchforsten herkömmlicher Anzeigen ungeahnte Möglichkeiten, Vor- und Nachteile des ins Auge gefassten Stadtviertels, dessen Verkehrsanbindung, die Infrastruktur und die Einkaufsmöglichkeiten zu prüfen.

Das von RSS entwickelte System, nach dem bereits 3D-Pläne für München und Berlin innerhalb des S-Bahnrings gestaltet wurden, kann auch für die Bürgerbeteiligung an Bauvorhaben eine entscheidende Bedeutung gewinnen. Wenn es um Dichte, Höhe und Verteilung der Bauten geht, müssten sich die Betroffenen nicht länger durch einen Berg ihnen weitgehend unverständlicher Unterlagen wühlen, sondern könnten die Angaben mit Hilfe von 3D mühelos abfragen. Auf diese Weise könnten etwa Entwürfe für den Landtag-/Stadtschlossbau zur Diskussion gestellt werden. In München werde das von der Stadtverwaltung bereits praktiziert, erklärte Siegert. Als Dienstleistungsunternehmen stehe RSS selbstverständlich auch Potsdam für diese Innovation zur Verfügung.

Als „fotorealistischer Stadtplan für den PC“ wird „Potsdam 3D“ ab Montag in der Verkaufsstelle des Landesvermessungsamtes, Heinrich-Mann- Allee 103, sowie in Buchhandlungen zum Preis von 39,95 Euro angeboten. Er kann auch online unter http://geobroker.geobasis-bb.de oder www.stadtplan3d.de bestellt werden. Um ihn zu nutzen, ist ein moderner, leistungsstarker PC erforderlich.

Erhart Hohenstein

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