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Fehler machen bereichert die Erfahrung, findet Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann. Ohne kalkuliertes Risiko gebe es auch keinen Erfolg.

© Andreas Klaer

Von Johann Legner: „Mit der Ruhe entsteht die Kraft“

Britta Steffen, Josef Ackermann und Herbert Nitsch zum Umgang mit der Krise

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Alle drei sind sie ganz oben angekommen – die Gold- und Weltrekordschwimmerin Britta Steffen, Bankchef Josef Ackermann und der Ausnahmetaucher und vielfache Rekordhalter Herbert Nitsch. Und obwohl sie in ganz unterschiedlichen Metiers erfolgreich sind, haben sie erstaunlicherweise doch manches gemeinsam in ihren Antworten auf die Herausforderungen, die mit Krisen verbunden sind. Gestern traten sie hintereinander beim Jahresforum von Hasso Plattner Ventures in Potsdam-Babelsberg auf. Das Publikum, Unternehmer aus zumeist neuen, innovativen Firmen, war in seinen Sympathien eindeutig. Für die Spitzensportler gab es mehrfach spontanen Beifall, Ackermanns Sätze wurden zur Kenntnis genommen.

Britta Steffen, ließ sich zusammen mit ihrer Managerin Regine Eichhorn von einem anderen Topathleten, dem Zehnkämpfer und Olympiasieger Christian Schenk interviewen. „Ich habe erreicht, was ich wollte, weil ich meinen eigenen Weg gegangen bin,“ sagt die Frau, die am letzten Samstag einen neuen Weltrekord schwamm, vorgestern ihre Examen für ihr Wirtschaftsstudium bewältigte und eine ungeheure Ruhe ausstrahlt. Ihr Erfolgsrezept gegen Krisen, von denen sie in ihrer Schwimmerkarriere einige hatte, fasst sie mit einem Satz zusammen: „Mit der Ruhe entsteht die Kraft“. Die im brandenburgischen Schwedt aufgewachsene und lange Zeit in Potsdam zur Schule gegangene 26-jährige sagte, sie habe sich erst lösen müssen von den scheinbaren Erfolgsrezepten, mit denen sie beispielsweise auf der Sportschule konfrontiert wurde. „Da hieß es, man solle nicht nachlassen, immer in Bewegung bleiben.“ Dagegen setzt Steffen auf Pausen, schaut ins Publikum und meint dann, nach vier Stunden angestrengtem Zuhören, sei jetzt für alle Zeit zum Mittagessen. Nicht nur dafür gibt es Beifall, die junge Frau begeistert sie alle – obwohl sie nichts über Finanzen oder Unternehmensstrategien zu berichten weiß. Das hatte zuvor auch Herbert Nitsch getan. Der Österreicher, weniger bekannt, aber in seiner Disziplin, dem freien Tauchen ohne Atemgeräte, ebenfalls absolute Weltspitze, sagt sehr ähnliches. Auch er will vor allem seine eigenen Ideen verwirklichen. „90 Prozent meines Tauchens ist vor allem Spaß“, sagt der Mann, der länger als jeder andere den Atem halten kann und tiefer als irgendeiner nur mit einem Schwimmanzug ausgerüstet taucht. „Du musst daran glauben, dass du es kannst“, ist sein Erfolgsrezept.

Ackermann, der Krisen-Buhmann der Nation und doch immer noch überaus erfolgreicher Bankier, kann da nicht mithalten. Seine Erfolgsgeschichte ist die vom Überleben nach dem Schock. Er erzählt davon, wie er mit den Topfinanziers in New York saß und alle dachten, die Geschäfte gingen gut weiter. Wenige Wochen danach aber war die Katastrophe da. Immerhin, auch er spricht von Ruhe und davon, dass man nur aus Fehlern lernen könne. Deswegen auch weigere er sich, die, die solche gemacht hätten einfach rauszuschmeißen. Erfahrung sei wichtig. Das eine oder andere, was er sonst noch sagt von seiner Reaktion auf Krisen, klingt ähnlich wie bei den Sportlern. Aber ein grundlegender Unterschied bleibt. Ackermann redet vor allem vom Weitermachen und so ein Wort wie „Pause“ würde ihm auch nicht über die Lippen kommen. Er betont im Gegenteil, dass es in seinem Geschäft so etwas wie Ruhe immer weniger gibt.

Hasso Plattner Ventures, eine Idee des SAP-Gründers zur Hilfe von risikobereiten neuen Unternehmen, wollte auch dieses Jahr mit seinem Forum ein Zeichen setzen. Die Einladung an die Sportler sollte den Kopf frei machen für eine andere Sicht auf die wirtschaftlichen Probleme. Das ist mit Steffen, Schenk und Nitsch ohne Zweifel gelungen.

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