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Von Jörg Köhle, Val d’ Isere: Mit dicker Lippe

Neureuther will bei der Ski-WM Pleitenserie beenden

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Vergangene Woche beim Training am Spitzingsee ist Felix Neureuther das Übliche passiert. „Ich habe eingefädelt“, berichtet er. Diesmal allerdings mit weitreichenderen Folgen. Dem Einfädler folgte ein Vorwärtssalto, dann schlug er mit dem Unterkiefer am Gewinde der nächsten Stange auf, wodurch seine Lippe an der Innenseite aufriss. Sie musste mit sieben Stichen genäht werden. Jetzt läuft es beim Reden schon wieder flüssiger als bei seinen letzten Slaloms, nur die Aufnahme von handfester Kost fällt noch schwer. Zuletzt, erzählte Neureuther nach seiner Ankunft in Val d’ Isère, musste er sich hauptsächlich von Babynahrung ernähren.

Wichtiger ist für Felix Neureuther bei diesen Ski-Weltmeisterschaften in Val d’ Isère, nach vier Pleiten in Folge endlich wieder in die Slalom- Spur zu finden. Nach dem frühen Aus in Garmisch-Partenkirchen vor gut einer Woche rätselte der 24-Jährige verzweifelt, wie er „die Birne wieder freibekommen“ könnte. Ist es ihm gelungen? „Ja, die hat’s mir jetzt frei geschlagen.“ An der Torstange eben. „Das war vielleicht der Schlag auf den Kopf, den ich gebraucht habe.“ Wie hilfreich eine derartige Therapie ist, wird sich am Sonntag im Slalom herausstellen. Möglicherweise zeigt auch eine gründliche Aussprache mit seinen Betreuern um Slalom-Trainer Mario Weinhandl Wirkung. Dort hatte sich die Stimmung dem Nullpunkt genähert. „Deshalb sind wir mal näher zusammengerückt und haben ein paar Dinge angesprochen“, sagte Felix Neureuther.

Vor seiner Spezialdisziplin zum Abschluss der Weltmeisterschaften bietet sich Neureuther noch der Riesenslalom als Aufwärmübung an. Weil er in dieser Disziplin nur als Nummer 66 der Rangliste notiert ist, steht ihm am Donnerstag ein Qualifikationsrennen für den Hauptwettbewerb bevor. Der Sohn der Skistars Christian Neureuther und Rosi Mittermaier darf sich dann mit Ski-Exoten aus Ghana, Algerien, Nepal und der Türkei messen. Erst nach dieser Prüfung will Neureuther, falls qualifiziert, entscheiden, ob er zum Hauptrennen wirklich antritt. „Auf diesem schweren Hang hat man schon Angst, dass irgendwas passiert“, sagt er. Eine dicke Lippe reicht ihm offenbar.

Jörg Köhle, Val d Isere

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