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Landeshauptstadt: Mit einem Klick im Märchenfilm

Das Extavium bietet in den Bahnhofspassagen einen Einblick in die Technik der Filmwelt

Stand:

Innenstadt - Max ist im Fernsehen. Zum ersten Mal. Grinsend blickt der Neunjährige in dem alten Defa-Märchenklassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ der Hauptdarstellerin über die Schulter. Als Aschenbrödel ihrem Prinzen tief in die Augen schaut, dreht Max daneben eine Nase und wackelt mit den Ohren. Dann macht es klick. Mit einem Druck auf die Fernbedienung wechselt die Kulisse vom Ballsaal zum Nachrichtenstudio. Die Schauspieler sind verschwunden, Max ist allein auf der Mattscheibe. Schnell setzt er ein ernstes Gesicht auf und beginnt zu quasseln. Noch einen Klick weiter und Max steht wieder in Potsdam – mit beiden Beinen auf einem grünen Teppich, zwischen Studioscheinwerfern und vor einer Kamera mitten in den Bahnhofspassagen.

Moderne Film- und Fernsehtechnik macht es in den Bahnhofspassagen seit gestern möglich, dass Max zum neuen Hauptdarsteller wird. Seit Montag können Kinder und Erwachsene am Potsdamer Hauptbahnhof in die Welt der Film- und Fernsehtechnik abtauchen. Unter dem Motto „Staunen, sehen, verstehen“ können sich Besucher im Rahmen des Potsdamer Themenjahres des Films vor der Kamera ausprobieren und die Technik dahinter sowie die optischen Tricks der Filmemacher erklären lassen.

Das Extavium (ehemals Exploratorium) ist hier bis zum 30. Juli mit der Mitmach-Ausstellung „Bewegte Bilder“ zu Gast. Insgesamt zehn Stationen gibt es, Mitarbeiter des Extaviums bieten Besuchergruppen, Kindergärten und Horten kostenlose Führungen an. Höhepunkt ist der sogenannte „Greenscreen“, ein grüner Teppich samt grüner Wand, vor der die Besucher in ihre Lieblingsfilme geschnitten werden.

Auch Boris Smalla ist vom „Greenscreen“, dem grünen Schirm, begeistert. Der Mann mit den langen grauen Locken ist im Extavium für die neuen Ideen zuständig. Smalla entwickelt die Exponate, an denen Kinder die Welt verstehen lernen sollen. Der grüne Teppich ist Smallas neueste Idee, abgeguckt bei den großen Film- und Fernsehstudios. „Das hier ist ein Fernsehstudio für das Wohnzimmer“, sagt Smalla, ehe er Max einen grünen Umhang hinüberreicht. Einmal umgelegt, verschwindet der Neunjährige aus dem Fernsehbild. Eine kleine elektronische Kiste, so groß wie ein Modekatalog, sorgt dafür, dass die alten Filmausschnitte mit den Personen vor der Kamera verschmelzen – außer sie sind selber grasgrün. „Die Farbe ist aber selten“, sagt Smalla, sowohl bei Textilien als auch auf der Haut.

Außer an dem grünen Fernsehstudio hat Smalla auch an einigen anderen neuen Exponaten gearbeitet, die nun im Bahnhof zu sehen sind. Darunter eine Kinotonne, die zeigt, was in einer Kamera passiert und wie bewegte Bilder entstehen – dass es bewegte Bilder eigentlich gar nicht gibt, will die Ausstellung vermitteln. Erst im Gehirn werden aus einzelnen Standbildern fließende Szenen, erklärt Smalla. Gut zu erforschen ist das am Daumenkino-Bastelstand. Außerdem können Besucher im Bahnhof farbige Schatten erzeugen, einen Blick in eine Spiegelwelt werfen, durch ein Periskop gucken oder eine Leiter nach Australien bestaunen. Zwei Spiegel sorgen hier dafür, dass die 50 Zentimeter lange Leiter unendlich lang erscheint, so lang, dass sie bis nach Australien reichen könnte – ein optischer Trick, wie so vieles bei Film und Fernsehen.

Das musste auch der neunjährige Max nach seinem Ausflug in die Filmwelt feststellen. Sind die Kameras aus und auch die kleinen elektronischen Helferlein abgeschaltet, ist der Rest einfach nur grün.

Die Ausstellung wird täglich – außer sonntags – von 9.30 bis 20 Uhr betreut und ist bis zum 30. Juli zu sehen. Anmeldungen unter Tel.: (0331) 23 37 90.

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