Von Thomas Gantz: Mit eisernem Willen
Volleyball-Bundesligist SC Potsdam überraschte nach der Beurlaubung Michael Mertens mit beeindruckendem 3:0 über den Köpenicker SC
Stand:
Der SC Potsdam beendete am gestrigen Sonntagnachmittag durch ein 3:0 (25:23, 25:17, 25:15) über den Köpenicker SC eine Negativserie von zuletzt sechs Niederlagen in Folge und verbesserte sich in der Tabelle der Volleyball-Bundesliga der Frauen auf den elften Tabellenplatz. Diese Position reicht am Saisonende exakt, um den weiteren Klassenverbleib zu sichern.
Die beiden Tage vor dem Derby konfrontierten das SC-Team mit einer emotionalen Zerreissprobe, die die Spielerinnen womöglich tatsächlich benötigten. Zwei Abende nach dem mit 1:3 verlorenen Heimspiel gegen den USC Münster kam es zur Beurlaubung des bisherigen Cheftrainers Michael Merten durch die Vereinsführung, die zeitnahen Handlungsbedarf sah, wie sie in einer Pressemitteilung formulierte, in der dem Bayern ausdrücklich für die in Potsdam geleistete Aufbauarbeit gedankt wurde. Reaktionen der Entscheidungsträger vor dem gestrigen Spiel verdeutlichten, dass der vollzogene Schnitt mit großem Bedauern verbunden war. Die Gesamtsituation erschien dem Vereinsvorstand am Ende allerdings offenbar als so festgefahren und frustrierend, dass er sich nicht noch einmal mit Merten und seinem nunmehr den Trainingsbetrieb leitenden ehemaligen Mitstreiter Volker Knedel über mögliche Lösungsansätze verständigen mochte.
Dies überraschte insofern, als dass die vergangenen eineinhalb Jahre rund um das Team des SC Potsdam – auch für den Außenstehenden deutlich erkennbar – von ausgesprochener Harmonie geprägt war. Einer Harmonie, die dem Leistungsgedanken am Ende womöglich abträglich war. Mertens Beurlaubung konfrontierte die Spielerinnen jedenfalls mit einer Ausnahmesituation, die bereits beim Samstagstraining offensichtlich war. Tränen flossen, was darauf schließen ließ, dass dem Gros der Spielerinnen zu spät bewusst wurde, wie ernst die sportliche Situation geworden war.
Umso beeindruckender war die gestrige Vorstellung, die einer Wiederauferstehung gleichkam und bei der nicht wenige der 450 Zuschauer in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee konsequenterweise vom bislang besten Saison-Heimspiel sprachen – ein Phänomen, dessen Erläuterung Volker Knedel so kurz nach dem Spiel erst einmal aus dem Wege ging. „Ich habe vorher nicht viel gesagt. Die Mannschaft hat sich praktisch selbst auf die Partie vorbereitet und heute eisernen Willen gezeigt. Sie hat heute auch für Michael Merten gespielt. Danke dafür.“ Sportlich ließen sich gegenüber den Vorwochen insbesondere im Blockspiel deutliche Veränderungen ausmachen. Im Angriff wirkte neben Laura Weihenmaier insbesondere Patricia Grohmann deutlich verbessert.
Thomas Gantz
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