Landeshauptstadt: Mit EMMA gegen Langfinger
Leibniz-Schüler präsentierten ihre Geschäftsideen aus dem Innovationsspiel „Jugend denkt Zukunft“
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„Hart, härter, EMMA!“ ist nicht etwa das neue Motto der gleichnamigen Zeitschrift emanzipierter Frauen, sondern der Werbeslogan für ein innovatives Produkt, hinter dem drei starke Mädchen stecken: Felizitas Langer, Vicky Lieschke und Josepha Niebelschütz. Die Schülerinnen der neunten Klasse des Leibniz-Gymnasiums präsentierten gestern im Jugendclub 18 ihre Geschäftsidee für das Jahr 2020, die sie in der vergangenen Woche beim Innovationsspiel „Jugend denkt Zukunft“ (PNN berichteten) im Wirtschaftsministerium entwickelt haben.
Ihre EMMA ist ein „sprechendes“ Fahrradschloss mit Alarmanlage, das potenzielle Langfinger mit Warnsprüchen vom Diebstahl abhalten soll. Selbstbewusst priesen die innovationsfreudigen Mädchen vor Wirtschaftsvertretern die technischen Vorteile und das bereits entworfene Design ihrer Erfindung an und stellten auch gleich ein Unternehmenskonzept mit Finanz- und Marketingplan vor. All das haben sie in nur fünf Projekttagen erarbeitet.
Für Wolfgang Krüger, Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums, sind jedoch dies die wichtigsten „Produkte“ dieser außerschulischen Projektwoche: der Erkenntnisgewinn der Schüler, ihr sicherer Umgang mit ökonomischen Begriffen, die ermutigenden Anfänge eines unternehmerischen Denkens, das den Heranwachsenden später helfen kann, sich eine eigene berufliche Existenz aufzubauen. Deshalb auch unterstütze das Ministerium die Gründung von Schülerfirmen und deren Vernetzung.
Für das Innovationsspiel in Brandenburg hat das initiierende Bensheimer Institut für Organisationskommunikation (IFOK) nicht nur das Wirtschaftsministerium als Partner und Förderer gewonnen, sondern auch die BASF Schwarzheide GmbH, deren Geschäftsführer Volker Knabe bei der gestrigen Produktschau Schule, Politik und Unternehmen zu einer gemeinsamen Qualitätsoffensive in der Ausbildung des Nachwuchses aufrief. Nur so könne dem drohenden Fachkräftemangel entgegengewirkt und jungen Leuten eine berufliche Perspektive eröffnet werden. Werner Förster vom Brandenburger Beirat für „Jugend denkt Zukunft“ ist angesichts der präsentierten Geschäftsideen nicht bange. Überrascht zeigte er sich vom hohen Anspruch der Schüler an die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit.
So beruht das Konzept der erdachten Modefirma „Pretty World“ auf der Verwertung von Recyclingmaterialien. Das findige Team künftiger Designerinnen will aus der Mode gekommene Kleidung mit Perlen und leuchtenden Plastikresten „aufpimpen“. Ferienkurse für jugendliche Nachahmer, der Verkauf und eine Reparaturwerkstatt sollen das finanzielle Rückgrat bilden. Später könne dann eine eigene Produktionslinie starten.
Voll im Tourismustrend liegt die wagemutige Geschäftsidee einer dritten Schülergruppe, deren Unternehmen „The Ocean Bubble“ ein U-Boot-Restaurant in brandenburgischen Gewässern abtauchen lassen will. Für gehobene Gastronomie in der Tiefe soll ein Sternekoch sorgen. Während des Speisens schauen die Gäste durch Panoramafenster auf die Unterwasserwelt. „Klar, dass dafür ein klarer See gefunden werden muss“, geben sich die künftigen Restaurantbetreiber zuversichtlich. Die von ihren Klassenkameraden ins Leben gerufene Verbraucherschutzorganisation „Bürger-Alarm" sieht das allerdings nicht so optimistisch. Das Projekt sei ökologisch und auch finanziell nicht sauber durchkalkuliert.
Auch das gehörte zum Planspiel „Jugend denkt Zukunft“: die Auseinandersetzung mit Kritik. Ein Team von Schülerreportern hatte die einzelnen Projektgruppen beobachtet und ihre Teamfähigkeit in einer abschließenden Talkrunde bewertet. Aufgefallen ist, dass zu den Kritikern ausnahmslos Jungen gehörten, die kreativen Unternehmensideen aber vor allem von den Mädchen kamen, die souverän hinter ihren Produkten standen. So waren sie am Ende offensichtlich doch „hart, härter, EMMA!“
Antje Horn-Conrad
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