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LebensWERT: „Mit Erde, Samen und Pflanzen verändern"

LebensWERT Was für Jörg Näthe in dieser Woche lebenswert war Morgen beginnt mein Urlaub. Es ist das erste Mal seit wohl zehn Jahren, dass ich mir erlaube im Sommer auszusteigen.

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LebensWERT Was für Jörg Näthe in dieser Woche lebenswert war Morgen beginnt mein Urlaub. Es ist das erste Mal seit wohl zehn Jahren, dass ich mir erlaube im Sommer auszusteigen. Das liegt natürlich nicht nur an mir. Denn in den Sommermonaten habe ich als Inselgärtner auf der Freundschaftsinsel am meisten zu tun. Doch ich bin froh, dass nun doch noch Sommer geworden ist. Als Löwe und im Sommer Geborener hat mir niemand erzählt, dass irgendwann mal Winter sei. Da freue ich mich, wenn es warm ist. Wie ein Reptil bin ich ein Wesen, das sich gern in die pralle Sonne legt. Ich habe eher im Winter meine Schwierigkeiten, wenn es kalt ist und man so viel anhaben muss. Meine Frau und ich fahren kein Auto, sondern Fahrrad. Täglich radeln wir von Neu Fahrland in diese schöne Stadt, vorbei an der Russischen Kolonie, dem Nauener Tor – und manchmal rufen wir dem Oberbürgermeister ein Hallo zu. Das ist schön. Ich bin in einer ländlichen Gegend mit viel Kiefernwald aufgewachsen, mit Nutzgarten, Hühnern, mit Vorgarten, Blumenkästen, grünen Fensterläden, schwarzen Holzgiebelchen und ohne die Überbedeutung von Geld. Von meinen Eltern habe ich gelernt, dass man die Welt nicht so ertragen muss wie sie ist. Dass man sie positiv mit Erde, Samen und Pflanzen verändern und die Familie mit etwas aus dem Garten kann. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Durch eine glückliche Fügung habe ich den Beruf des Landschaftsgärtners gefunden. Damals, in den 70er Jahren, arbeiteten hier noch die Gartenmeister Altmann und die Landschaftsarchitekten Göritz und Funke, die die Insel mit geprägt haben. Sie stammten aus dem Foerster-Kreis. Während meiner Ausbildung habe ich Eva Foerster kennen gelernt. Ihr Haus und Garten waren geprägt von dem bildungsbürgerlichen Geist ihres Mannes. Das löste so eine Sehnsucht nach Welt und Wissenschaft aus. Dieser Geist des Staudenzüchters Karl Foersters, der immer seinen Blick in die Welt und ins Universum richtete, inspiriert mich. Zu DDR-Zeiten war alles auf Plattenbau und Produktion ausgerichtet, auch in der Gärtnerei, da war es für mich eine schöne Möglichkeit hier auf der Freundschaftsinsel arbeiten zu dürfen. Meine Tätigkeit bereitet mir Freude, so kann ich mich auf meine Weise in das städtische Leben einbringen. Aufgezeichnet von Ulrike Strube

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