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Von Maria Herwig: Mit Feuereifer dabei

Den Ernstfall proben Jungfeuerwehren im Spiel. Zum Einsatz dürfen sie erst mit mindestens 16 Jahren.

Stand:

Samstagmorgen, neun Uhr. Zu einer Zeit, wo andere Jugendliche nicht mal im Traum daran denken, ihre müden Glieder aus dem Bett zu schwingen, steht Sebastian Stahnke, 22, schon in voller Montur im Geräteraum der Feuerwehr Bornstedt. Er ist umgeben von acht jungen Feuermänner und –frauen, die mit kleinen Augen und offenen Ohren seinen Anweisungen verfolgen.

Sebastian Stahnke ist stellvertretender Jugendwart der Jugendfeuerwehr Bornstedt. Jeden Samstag gibt er sein Wissen an Jüngere weiter, jeden Dienstag lernt er selbst von Erfahrenen, wenn die freiwillige Erwachsenenfeuerwehr ihr Training absolviert.

An diesem Samstagmorgen steht ein Hindernislauf auf dem Tagesplan. Sebastian wendet sich an seine Schützlinge. „Ihr werdet auf dem Parcours verschiedene Aufgaben bewältigen müssen. Zum Beispiel Strahlrohre und C-Schläuche an die Verteiler schließen oder Voraussetzungen für das Entstehen von Feuer bestimmen. Das Ganze geht auf Zeit.“ Für die Kinder und Jugendlichen im Alter von acht bis 15 Jahren scheint alles klar zu sein. Wettkämpfe dieser Art sind für sie nichts Neues. Und zählt nur der Sieg? Stahnke wiegelt ab. „In erster Linie soll der Wettkampf als etwas gesehen werden, das man für sich selbst erreicht und nicht für andere. Das Gefühl etwas geschafft zu haben, stärkt das Selbstvertrauen. Die Konkurrenz mit anderen tritt zurück.“

Fünfzehn Jugendfeuerwehren gibt es in Potsdam. Die Mitgliederstärkste befindet sich im Ortsteil Drewitz, 29 Jugendliche lassen sich dort die Grundlagen des Löschwesens oder der Brandlehre beibringen. Die Jugendfeuerwehr Bornstedt hat 14 Mitglieder.

„Heute sind relativ wenige gekommen. Das variiert von Woche zu Woche“, kommentiert Stahnke mit einem raschen Blick in die Runde. Der Feuerwehrnachwuchs ist jetzt ausgestattet mit Helm, Jacke und Hose. Ihre Uniformen unterscheiden sich nur in der Farbe von der Ausstattung der Erwachsenen – Orange gegen Dunkelblau. Spaß gegen Ernst. Denn zum Einsatz dürfen sie noch nicht, weiß der 13-jährige Christopher Dörre. Er ist seit mehr als einem Jahr mit Feuereifer Mitglied. „In drei Jahren kann ich dann auch mit ausrücken und richtig dabei sein. Wenn auch noch außerhalb der Gefahrenzone.“ Fachmännisch setzt er hinzu: „Wenn der Pieper piept, ist Einsatz.“

Auf einer etwa zwanzig Meter langen Brachfläche bauen alle gemeinsam den Parcours auf. Stahnke erläutert die Stationen. Jetzt können die Teenager anwenden, was sie in den Theoriestunden gelernt haben. Der Wettkampf dient zudem als Vorbereitung für das Erringen des Stadtpokals im Sommer, wenn alle freiwilligen Feuerwehren aus Potsdam gegeneinander antreten. „Die Jugendfeuerwehr aus Groß Glienicke ist sehr stark“, überlegt Christopher. „Aber wir haben den Pokal auch schon einmal geholt!“

Mit fünf Jahren bei der Jugendfeuerwehr, drei davon in Marquardt und zwei in Bornstedt, hat der fünfzehnjährige Eric Kretzschmar die meiste Erfahrung. Dass er darauf nicht baut, zeigt sich deutlich kurz bevor er startet. „Ich muss mich erst sammeln.“ Dazu schließt er die Augen. Doch auch diese mentale Vorbereitung feit nicht vor Fehlern. An der zweiten, besonders kniffligen Station geht bei einigen der Jungfeuerwehrleute viel Zeit verloren. Es muss bestimmt werden, welche Schläuche und Strahlrohre an welcher Stelle an den Verteiler angeschlossen werden. Stahnke beobachtet genau, wie seine Schützlinge diese Aufgabe meistern. „Darauf werden wir in der Auswertung später besonders eingehen. Allein richtig und falsch zu sagen bringt wenig.“

Der Zweiundzwanzigjährige hat sein Hobby gefunden. Nun hat er sich auf die Fahne geschrieben, es Jüngeren nahe zu bringen. Und das sind ihm seine Samstagvormittage wert.

Maria Herwig

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