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Agenda 2020. In vier Jahren soll der Turm der Kirche stehen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: „Mit Ihrem guten Namen“

Eine neue Spendenkampagne für den Wiederaufbau der Garnisonkirche setzt auf eine persönliche Note. 1,65 Millionen Euro fehlen noch bis zum Baustart

Von Peer Straube

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Innenstadt - Wieland Eschenburg stand die Freude deutlich ins Gesicht geschrieben. Von einem „unbeschreiblichen Glücksgefühl“ sprach der Kommunikationsvorstand der Garnisonkirchen-Stiftung am Freitag. „Voller Dankbarkeit“ sei man gegenüber dem Großspender, der jetzt 1,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau des knapp 90 Meter hohen einstigen Wahrzeichens der Stadt springen ließ. Um den Namen dieser „Potsdam verbundenen Person“ machen Stiftung und Fördergesellschaft zunächst noch ein Geheimnis. Allerdings soll es noch in diesem Jahr gelüftet werden, versprach Eschenburg – sobald man sich mit dem Mäzen auf einen Termin geeinigt habe. Der Name des Spenders soll dann auch für immer im dem Projekt verbunden sein: Mit dem Geld wird nämlich die in 57 Metern Höhe geplante Aussichtsplattform bezahlt, die dann nach dem Sponsor benannt werden soll.

Dank dem Millionensegen schmilzt die Deckungslücke für das Vorhaben nun auf überschaubare 1,65 Millionen Euro zusammen. Diese Summe fehlt noch bis zu den 26,1 Millionen Euro, die für eine zunächst abgespeckte Variante des Kirchturms ohne Turmhelm und barocken Zierrat nötig sind. Wie berichtet hatte die Stiftung das Projekt auf diese „Rumpflösung“ heruntergerechnet, um das finanzielle Loch weiter zu verkleinern und einen möglichst raschen Baustart zu ermöglichen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Bund die als Förderung in Aussicht gestellten zwölf Millionen Euro auch unter diesen Bedingungen ausreicht. Derzeit wird das in Berlin geprüft, ein Ergebnis liegt noch nicht vor.

Allerdings geht bei Stiftung und Fördergesellschaft niemand davon aus, dass es je einen unvollendeten Kirchturm geben wird. Das Kalkül: Wächst der Bau erst empor, fließen auch die restlichen benötigten Spendengelder, sodass der Turm in einem Zug komplett mit Helm und Skulpturenschmuck errichtet werden kann.

Ziel bleibt ein Baustart im kommenden Jahr und um es zu erreichen, wird nach den Sommerferien eine Spendenoffensive gestartet. Dafür haben Stiftung und Fördergesellschaft einen neuen Spendenkatalog aufgelegt, der ebenfalls am Freitag vorgestellt wurde. Die Initiatoren setzen dabei vor allem auf die persönliche Note: Jeder Spender soll sich später in dem Gebäude wiederfinden. „Verbinden Sie Ihren guten Namen mit dem Wiederaufbau der Garnisonkirche“, heißt es in dem Papier. In vielen Gesprächen habe sich gezeigt, dass auch Menschen mit weniger gut gefülltem Geldbeutel eher zu einer Spende bereit seien, wenn sich diese dauerhaft sichtbar in dem Projekt niederschlägt. Neu ist diese Idee zwar nicht – immerhin gibt es schon etwa 3000 Ziegelsteine zum Stückpreis von 100 Euro, die mit dem Namenszug des jeweiligen Mäzens versehen sind, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und die britische Königin Elizabeth II.

Nun wird dieses Prinzip auch auf andere Teile des Bauwerks übertragen. So werden beispielsweise Spenderpaten für alle 365 Stufen gesucht, über die man bis zur Aussichtsplattform gelangt. 5000 Euro kostet eine Stufe, in die dann der Name des Sponsors eingraviert wird. Weil es im unteren Bereich zwei Freitreppen gibt, halbiert sich dort auch der Preis auf 2500 Euro pro Stufe.

Mäzene mit üppiger gefülltem Portemonnaie können sich auch gleich ganze Räume „kaufen“ – die dann nach dem jeweiligen Paten benannt werden sollen. Das gilt etwa für die Bibliothek, in der alle Literatur über die Kirche zusammengetragen werden soll, sowie für die drei Seminarräume, in denen unter anderem Tagungen, Bildungsarbeit und Zeitzeugengespräche stattfinden sollen. Die Seminarräume kosten je nach Größe zwischen 75 000 und 250 000 Euro, auch die Bibliothek kann man für eine Viertelmillion Euro „erwerben“.

Die beiden Treppenhäuser schlagen mit je 100 000 Euro zu Buche, der Aufstieg zum Turm kostet 150 000 Euro, die drei geplanten Aufzüge sind für Summen zwischen 75 000 und 150 000 Euro zu haben. Für die Dachterrasse auf dem Gebäudesockel in 17 Metern Höhe ist ebenfalls eine 150 000-Euro-Spende nötig.

Noch teurer ist das Foyer mit 250 000 Euro, der Gemeinderaum kostet 300 000 Euro und für die Ausstellungsetage, die die wechselvolle Geschichte des Bauwerks beleuchten soll, muss ein potenzieller Mäzen sogar eine Million Euro locker machen. Teuerstes Objekt ist die Kapelle, das „schlagende Herz des Turmbauprojektes“, wie es im Katalog lyrisch heißt. Für Kleinspender gibt es außerdem noch 21 000 weitere Ziegelsteine, die so eingebaut werden, dass der eingravierte Name für Besucher der Garnisonkirche sichtbar ist.

Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, soll der Katalog erst nach den Sommerferien verschickt werden – an etwa 3000 Unternehmen in Brandenburg und Berlin, wie Matthias Dombert, der Vorsitzende der Fördergesellschaft, ankündigte. In einem zweiten Schritt werde der Katalog dann auch an Firmen in Hamburg, München und Frankfurt am Main versandt, so Dombert, denn der Wiederaufbau der Garnisonkirche stoße weit über die Grenzen Potsdams hinaus auf Interesse. Zudem seien Sponsorendinner geplant, bei denen ebenfalls um Spenden geworben werden soll.

Die Gesamtbaukosten für den barocken Kirchturm liegen bei 28,6 Millionen Euro. 2020 soll er fertig sein.

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