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Drei der fünf Vasen aus der Meißener Manufaktur. Sie waren 1762 nach Potsdam gebracht worden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: „Mit lebendigen Blumen belegt“

Schlösserstiftung einigte sich mit jüdischen Erben über Verbleib von fünf kostbaren Vasen

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Für eine sechsstellige Summe hat sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten das Eigentum an fünf kostbaren Vasen gesichert. Sie wurden gestern von Generaldirektor Hartmut Dorgerloh präsentiert. Preußenkönig Friedrich II. hatte die Kunstwerke in der berühmten Meißener Manufaktur für das Neue Palais anfertigen lassen. Sie kamen im Jahr 1762 nach Potsdam und wurden später auf dem Kamin der Jagdkammer aufgestellt. Solche „Kaminsätze“ kennzeichneten laut Schlösserdirektor Samuel Wittwer Räume, die nicht rein privat, sondern als Empfangs- und Gesellschaftszimmer genutzt wurden. Dazu zählte die im Oberen Fürstenquartier liegende Jagdkammer im größten Potsdamer Königsschloss.

Sträuße wurden nicht in die wasserdurchlässigen Vasen gestellt, die auf Weisung des Alten Fritzen „mit lebendigen Blumen belegt und natürlich bemalet“ worden waren. Vielmehr erhielten sie ein Potpourri aus getrockneten Blumen, Fruchtkapseln und Gewürzen, wie sie außen abgebildet waren. Durch Öffnungen zogen die Düfte dieser Mischung nach außen. Sie sollten das Raumklima verbessern und Krankheitskeime neutralisieren. Friedrich der Große erwarb für seine Schlösser massenhaft Meißener Porzellan. Während der Kriege um Schlesien, in denen Sachsen einer seiner Gegner war, ließ er dazu Tausende Stücke als Kriegsbeute wegführen. Deshalb besitzt die Schlösserstiftung heute eine herausragende Sammlung dieser Kostbarkeiten aus Porzellan, während andere längst in alle Winde verstreut sind. Die fünf Potpourrivasen zählten allerdings zeitweise nicht dazu. Sie waren in den 1920er Jahren vom Hohenzollernhaus an die jüdischen Kunsthändler Jakob und Rosa Oppenheimer verkauft worden. Nach der Zwangsauflösung des Unternehmens durch das NS-Regime wurden sie 1935 für das Neue Palais zurückersteigert. 1945 gingen sie als Kriegsbeute nach Moskau, wurden aber 1958 von der Sowjetunion zurückgegeben. Diese Zusammenhänge hat Alexandra Bauer ermittelt, die in Sanssouci die Herkunft von Kunstwerken erforscht. Darüber habe die Stiftung von sich aus die Oppenheimer-Erben informiert und deren Eigentumsanspruch anerkannt, informierte Dorgerloh. Auch deshalb seien die Verhandlungen über die Vasen erfolgreich verlaufen. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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