Landeshauptstadt: Mit Mars auf Tuchfühlung
1. Astronomietag im AIP: Mars der Erde so nah wie nie
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1. Astronomietag im AIP: Mars der Erde so nah wie nie Von Dirk Becker 56 Millionen! Eine Zahl, die wohl kaum die kühnsten Lottogewinnerträume bevölkern wird. Doch Astronomen geraten bei diesen 56 Millionen schnell aus dem Häuschen. Aber nur, weil es sich für sie dabei um Peanuts handelt. Der Mars hat sich der Erde auf 56 Millionen Kilometer genähert. So dicht war er das letzte Mal vor rund 57 000 Jahren. Damals bevölkerten Neandertaler diesen Planeten. Und die werden wenig Interesse an dieser seltenen kosmischen Konstellation gezeigt haben. Die heutige Wissenschaft hat dagegen am vergangenen Sonnabend, in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift GEO, deutschlandweit den ersten Astronomietag ausgerufen. Und der stand dann unter einem ganz besonderen Stern, besser gesagt Planeten: dem Mars. Das Areal des Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP) in Babelsberg wirkte an diesem Sommerabend auf den ersten Blick verlassen wie an jedem Wochenende. Doch wie so oft war es auch hier der Schein, der trog. Nicht allein das wissenschaftliche Interesse gilt dem so genannten Roten Planeten. Die Räume für die angekündigten Vorträge wurden den zahlreich erschienenen Interessierten nicht gerecht. Wer einen der begehrten Stühle ergattert hatte, der blieb den ganzen Abend wie angewurzelt darauf sitzen. An den Türen, wie auch an den extra dafür geöffneten Fenstern, bildeten sich Menschentrauben. Unser Nachbarplanet scheint zu faszinieren wie kaum ein anderer, denn er ist der Erde ähnlicher als sonst ein Planet in diesem Sonnensystem. Die Frage nach Wasser und damit verbunden die Suche nach Leben auf dem Mars thematisierten die beiden Hamburger Ulf Borgeest und Günther Mack in ihren Vorträgen. Während Borgeest die Entstehung von Sternen und Sonnensystemen erläuterte und dann auf die Marsmissionen Viking (1976) und Pathfinder (1997) einging, versuchte Mack die Entstehung und den Verbleib von Wasser auf dem Mars zu klären. Dass es einmal Wasser an der Marsoberfläche gegeben und dass dieses Wasser dort auch mächtig gewütet hat, das beweisen zahlreiche Spuren. Doch wo auf der Erde unter anderem eine Atmosphäre entstand, die das Wasser an der Oberfläche hält, ließen die widrigen Umstände auf dem Mars derartiges nicht zu. Doch vermuten Wissenschaftler Wasser unter der Marsoberfläche. Und wo Wasser ist, da kann auch Leben, in Form von besonders widerstandsfähigen Mikroben, sein. Auf die Frage nach Leben auf dem Mars wird dann vielleicht die aktuelle europäische Mission „Mars Express“ Antwort geben, die Ende diesen Jahres die Umlaufbahn des Roten Planeten erreichen soll. Draußen dann, zu fortgeschrittener Stunde, Schlangestehen vor den Teleskopen. Nach wenigen Minuten der verstärkte Blick ins All, hinauf zu diesem rätselhaften Gesteinsbrocken. Ein kleiner Punkt nur, rötlich schimmernd. Gibt man sich Mühe, erkennt man einige der Oberflächenstrukturen. Reichlich unspektakulär dieser Mars durch die Linse. Auf den Heimweg aber gestärkt mit der Gewissheit des Besonderen. Vor den Nachkommen wird man prahlen. Man war mit Mars auf Tuchfühlung. Nur läppische 56 Millionen Kilometer trennten einen!
Dirk Becker
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