Aus dem GERICHTSSAAL: Mit Maske, Messer und Äther
Student wollte seine Ex-Freundin erschrecken
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Aus dem GERICHTSSAALStudent wollte seine Ex-Freundin erschrecken „Ich wurde durch ein Kratzen an der Tür wach und dachte, es ist meine Katze“, erinnert sich Alina A.* (19) leise im Zeugenstand. „Dann fiel mir ein stechender Geruch auf. Plötzlich sprang ein Maskierter vor mein Bett und schrie huaaa. In der einen Hand hielt er ein Messer, in der anderen einen Lappen. Wir starrten uns fast eine Ewigkeit lang in die Augen. Da dachte ich, das kann eigentlich nur Sebastian sein.“ Die Schülerin hatte mit ihrer Vermutung recht. Es war der verflossene Freund, der in der Nacht des 29. September 2004 in ihr Elternhaus in Golm eingedrungen war, sich in ihrem Zimmer versteckte, um sie zu erschrecken. „So etwas Verqueres ist mir in meinem ganzen Leben bisher nicht untergekommen“, meint Amtsrichterin Waltraud Heep. „Da fragt man sich wirklich, ob Sie noch ganz sauber ticken.“ Sebastian S.* (22) – angeklagt wegen Hausfriedensbruchs und Bedrohung – schaut Hilfe suchend zu seinem Verteidiger. Dann gibt sich der Student einen Ruck. „Ich war alleine zu Hause. Im Fernsehen lief auch nichts Besonderes.“ Da sei er auf die Idee gekommen, seiner Ex-Freundin einen unverhofften Besuch abzustatten. Er habe sich das große Messer eingepackt, mit dem er sonst seinen geangelten Fischen den Garaus mache, ein Tuch mit einer „Flüssigkeit“ getränkt. „Das war Äther“, wirft die Vorsitzende ein. „Hätten Sie dem Mädchen den Lappen aufs Gesicht gedrückt, wäre das unter Umständen lebensgefährlich geworden.“ Sebastian S. beteuert, er habe Alina nur eins auswischen wollen, weil sie ihn in der Vergangenheit öfter geärgert habe. „Ernsthaft etwas antun wollte ich ihr nicht.“ Die Amtsrichterin bemüht sich nach Kräften, das wahre Motiv für den Überfall aus dem Blondschopf herauszukitzeln. „War es Rache für verschmähte Liebe?“, fragt sie. Sebastian S. überlegt kurz, entgegnet dann: „Das trifft es wahrscheinlich am ehesten.“ Kleinlaut entschuldigt sich der Potsdamer bei seinem Opfer. Noch ist Alina A. nicht bereit, die Entschuldigung anzunehmen. „Vielleicht später einmal.“ Bisher habe sie damit zu kämpfen, die Folgen des Übergriffs zu verarbeiten. „Ich traue mich nicht mehr, bei offenem Fenster oder unverschlossener Tür zu schlafen. Meine Leistungen in der Schule haben nachgelassen.Trotzdem werde ich das Abi wohl schaffen“, hofft das zierliche Mädchen. „Begeben Sie sich in psychologische Behandlung“, rät Richterin Heep dem Angeklagten und verurteilt ihn zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je zehn Euro. (*Namen geändert.) Hoga
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