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Landeshauptstadt: Mit Müll Potsdams Wohnungen wärmen?

Jakobs kündigt Energiekonzept an: Künftig könnte die Stadt sich selbst versorgen

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Potsdam wächst und mit jedem weiteren Einwohner steigt der Energiehunger der Stadt. Wo Strom und Wärme künftig erzeugt werden, soll sich in den nächsten Monaten entscheiden. Das kündigte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Dienstag beim Besuch der Firmenzentrale des Energieunternehmens Danpower in der Wilhelmgalerie an. Demnach seien sowohl der Ausbau des städtischen Heizkraftwerkes Süd und die Erweiterung des Fernwärmenetzes denkbar, als auch Investitionen in dezentrale Anlagen wie kleine Blockheizkraftwerke. Selbst den Einstieg in den Energieerzeugermarkt schloss Jakobs nicht aus: Müll der Stadt könnte Wohnungen wärmen.

Man müsse sich überlegen, wie die Stadt den eigenen Bevölkerungszuwachs und die Klimaschutzziele unter einen Hut bekommen wolle, sagte Jakobs. Dafür müsse man ein Energiekonzept auf den Weg bringen. Erste Schritte sind getan: Im April will der Aufsichtsrat des städtischen Energieversorgers Energie und Wasser Potsdam (EWP) über das in Arbeit befindliche Konzept beraten.

„Wir stehen bei der EWP vor riesigen Investitionen“, sagte Jakobs. Der Ausbau des Heizkraftwerkes Süd um eine dritte Stufe sei nur eine von vielen Möglichkeiten. „Blockheizkraftwerke sind das Gebot der Stunde, da wird in den nächsten Jahren investiert werden müssen“, sagte Jakobs weiter. Zudem könnte Potsdam neue, eigene Energiequellen erschließen.

Wie das funktionieren kann, zeigt der Wärmeversorger Danpower seit über einem Jahr in Bitterfeld. Das Unternehmen hat dort mit Hilfe anderer Investoren 67 Millionen Euro für den Bau einer Ersatzbrennstoffanlage aufgebracht. Bei der Verbrennung von Müll wird hier Strom und Dampf für die Industrie sowie warmes Wasser für die Anwohner erzeugt. Sven Schmieder, aus der Danpower-Chefetage, sieht auch in Potsdam ähnliche Investitionsmöglichkeiten. „Es gibt in der Stadt jede Menge Potenzial. Wir sind wild entschlossen“, so Schmieder.

Bereits jetzt bewirbt sich Danpower um die Energieversorgung des RBB in Babelsberg. Hier ist ein Blockheizkraftwerk geplant, dass mit Biogas betrieben werden soll. Erzeugt wird das Gas in den 28 Biogasanlagen des Unternehmens in Europa. Auch im Potsdamer Umland ist der Betrieb mit seinen 313 Mitarbeitern tätig: In Teltow trägt ein Biomasseheizwerk zum Jahresumsatz von insgesamt 150 Millionen Euro bei. Hinter Danpower stehen die Stadtwerke Hannover, die zu 84,9 Prozent am Unternehmen beteiligt sind.

Der Besuch Jakobs bei Danpower ging am Dienstag hinter verschlossenen Türen zu Ende – auch, um sich in Ruhe über Investitionsmöglichkeiten und die Rolle der Stadt als künftiger Energiegewinner aus Müll zu unterhalten. Tobias Reichelt

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