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&#Gefürchteter Kämpfer. Christian Prestin, berittener Bogenschütze.

© Patrick Pleul/dpa;

Landeshauptstadt: Mit Pfeil und Bogen im Galopp

Alte Kriegskunst: In Müncheberg fand ein internationales Turnier mit berittenen Bogenschützen statt

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Müncheberg - Wenn sie schießt, reitet Daja Ziefuß freihändig. Das ist nicht ungefährlich - bis zu 60 Kilometer pro Stunde erreichen ihre schnellsten Pferde im Galopp. Doch die 34-Jährige sitzt sicher im Sattel. Blitzschnell spannt sie ihren Skythen-Bogen und jagt einen Pfeil in die mitlaufende Zielscheibe.

Pferd „Boy“ – früher erfolgreich bei Rennen auf Trabrennbahnen – wirbelt mächtig Staub auf. Dann verschwinden beide in einem angrenzenden Waldstück.

„Die Schwierigkeit ist, zu schießen und dabei gleichzeitig das Pferd zu lenken“, beschreibt Ziefuß ihr waghalsiges Hobby. Gezielt werde dagegen kaum, sondern eher nach Instinkt geschossen. In den vergangenen Wochen trainierte Ziefuß für das internationale Turnier der Bogenschießenden Reiter, das am vergangenen Wochenende in Müncheberg (Märkisch-Oderland) stattfand. Die 34 Teilnehmer kamen aus allen Teilen der Welt, aus der Mongolei, Kenia oder Brasilien. Tausende Zuschauer werden erwartet.

„Es ist praktisch die inoffizielle Weltmeisterschaft“, sagte Turnier-Ausrichter Christian Prestin. Was nach dem Hobby von ein paar Wild-West-Freaks klingt, hat eine jahrtausendealte Tradition. Die berittenen Bogenschützen von alten Reitervölkern wie den Mongolen oder Skythen waren bei ihren Gegnern gefürchtet. „Fußvolk hatte in den Schlachten keine Chance. Die berittenen Bogenschützen waren einfach zu schnell“, erzählt Prestin. Bei fünf verschossenen Pfeilen in sieben Sekunden bleibt nicht viel Zeit, um in Deckung zu gehen.

Schon gar nicht für einen schwerfälligen Ritter. „Die Pfeile durchschlugen auch eine eiserne Rüstung.“ Der 41-jährige und seine Lebensgefährtin Daja Ziefuß betreiben in Müncheberg die Sunbow-Ranch – eine Art Wild-West-Anwesen am Tor zur Märkischen Schweiz. Auf den Koppeln stehen über ein Dutzend Pferde, mit denen das Paar Reiter- und Indianer-Stuntshows veranstaltet.

Aber auch Wander- oder pädagogisches Reiten bieten sie an. Die aus Schleswig-Holstein stammende Ziefuß ist studierte Sozialpädagogin, Prestin verdient sein Geld mit Computerdienstleistungen. Begeisterte Bogenschützen sind beide. Sogar Timon, der vierjährige Sohn von Prestin, schießt auf der Ranch schon Pfeile auf eine Zielscheibe – mit einem Kinder-Bogen.

Mit Sportlern aus der Mongolei nahmen „echte Profis“ am Turnier teil, wie Prestin stolz betonte. In dem zentralasiatischen Land, einst Territorium von Herrscher Dschingis Khan, ist Reiten praktisch Volkssport. „Kinder reiten mit 50 Stundenkilometern über die Steppe, ohne Sattel, ohne Helm“, berichtete der Organisator. Damit die mongolischen Kinder im Alltag wenigstens etwas sicherer reiten, sammeln beide in Deutschland ausrangierte Reitkappen. Die schenken sie dann den asiatischen Freunden.

Beim Turnier auf dem Reiterhof Fritzfelde in der Nähe von Müncheberg gehen insgesamt 34 berittene Bogenschützen an den Start. Viele treten in historischen Kostümen an – die aus Ungarn beispielsweise in langen Kaftanen. Bis der Startschuss fällt, wird auf der Sunbow-Ranch noch fleißig geübt.

sunbow-ranch.de

Haiko Prengel

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