Sport: Mit Physis gegen die Selbstzweifel
Der Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 belohnt sich beim 1:0 über den VfB Lübeck
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Sprinter sind eben exaltierte Typen. Daniel Frahn, der wohl schnellste Spieler des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03, kannte kein Halten, als er vorgestern im Punktspiel gegen den VfB Lübeck mit trockenem Schuss das Tor des Tages erzielte. Der Sturmlauf des 20-Jährigen endete erst unterhalb der Tribüne des Karl-Liebknecht-Stadions, wo der diesmal verletzt fehlende Mittelfeldspieler Jan Mutschler aufgesprungen war und den Angreifer herzte. Hinter Frahn hetzte die blaugekleidete Meute und fing ihn ein. Sekunden später war der Taumel vorbei und das Spiel ging weiter.
Es sind diese Szenen, die dem Fußball als Mannschaftssport die zusätzliche Würze geben. Und sie verdeutlichten im speziellen Fall, von welch enormer Last sich die Platzherren nach den zuletzt nicht so erfolgreichen Wochen unbedingt befreien wollten. 1623 Zuschauer jedenfalls sahen eine Partie, in der der SVB gegenüber dem zwei Wochen zurück liegenden 0:1 gegen den SC Verl nicht wiederzuerkennen war. „Die Mannschaft hat alles aus sich herausgeholt und sich gegenüber dem 1:1 in Magdeburg noch einmal gesteigert. Ich bin heute sehr zufrieden“, anerkannte Trainer Dietmar Demuth, der am Sonnabend als neuer Cheftrainer sein erstes Meisterschaftsspiel mit dem SVB gewann.
Der Sieg gegen die phasenweise ziemlich lethargisch wirkenden Norddeutschen war Produkt eines Gemeinschaftswerkes, das zu begeistern vermochte. Insbesondere die Abwehr, in der vergangenen Aufstiegssaison das Prunkstück des Teams, wirkte sehr stabil (Slavomir Lukac, Dirk Jonelat). Lübeck hatte gerade einmal eine halbwegs erfolgversprechende Torgelegenheit. Fußballerisch sah vieles, was die Gastgeber vor der Pause boten, sehr ordentlich aus. Mannschaftskapitän Patrick Moritz setzte mit seinem Freistoß-Lattenkracher das erste Signal (17.) und versuchte sich fortan immer wieder als Meister des ruhenden Balles und als Antreiber des Offensivspiels.
In der Offensive erarbeitete sich das aufgebotene Trio Daniel Frahn, Aymen Ben-Hatira und Shergo Biran förmlich das nötige Selbstvertrauen. „Sie müssten nun nur noch ihre Inkonsequenz ablegen“, moserte Dietmar Demuth ein bisschen und wirkte dabei so, als meine er die Kritik doch nicht ganz ernst.
Durch den vierten Saisonsieg hat der SVB wieder Kontakt zum Mittelfeld der Tabelle. Am kommenden Sonnabend geht“s zu Rot-Weiß Oberhausen, am 18. November kommt mit Fortuna Düsseldorf ein Verein mit großem Namen ins Karl-Liebknecht-Stadion. Düsseldorfs Trainer Uwe Weidemann war vorgestern interessierter Beobachter in Babelsberg. Dietmar Demuth seinerseits fuhr gestern nach Wolfsburg und sah sich den Staffel-Mitfavoriten an.
Ein Novum gab es nach dem Lübeck-Spiel an der Ausfahrt aus dem Stadionbereich zu sehen. Die total frustrierten unter den gut 100 mitgereisten Anhängern der Gäste, boykottierten die Anfahrt des Mannschaftsbusses. Zuvor schon hatten sie der Mannschaft nach Spielende die an sich übliche Geste des Dankes für die Unterstützung verweigert. Thomas Gantz
Thomas Gantz
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