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Landeshauptstadt: Mit Plastik-Pistolen durch eine Welt ohne Grenzen

Der Potsdamer Eric Schumacher dreht im Waschhaus einen Science-Fiction-Kurzfilm über mögliche Folgen von Teleportation

Von Sarah Kugler

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Mit einem lauten Knall löst sich ein Schuss, ein Mann wird getroffen und stürzt mit einem Ruck nach hinten. Der Schütze wird indessen niedergerungen, ein junger Mann flüchtet durch die Tür – überall herrscht Hektik, Panik und Gebrüll. Am gestrigen Sonntag verwandelten sich die Räume des Potsdamer Waschhauses in der Schiffbauergasse zur Drehkulisse eines Science-Fiction-Kurzfilms.

„The Merkury Element“ heißt das Projekt, bei dem der in Ecuador geborene Potsdamer Eric Schumacher nicht nur Regie führt, sondern für das er auch das Drehbuch geschrieben hat. Der 28-minütige Kurzfilm spielt in der Berliner Zukunft, genauer: im Jahr 2039, und dreht sich um die Folgen der Erfindung von Teleportation. „Der Film thematisiert die zentrale Frage, was wäre, wenn es eine Welt ohne Grenzen gäbe“, so Schumacher. „Wie verhält es sich zum Beispiel mit Migration, wenn sich die Menschen frei bewegen können?“ Auf die Idee zu der Geschichte sei er durch einen Artikel im Internet gekommen: „Da ist sofort ein Funke übergesprungen“, sagt er. Die Geschichte habe sich dann sehr schnell geschrieben.

Gedacht war das Projekt ursprünglich als großer Spielfilm. Um dafür Interesse zu wecken und Leute zu werben, wollte Schumacher zunächst einen siebenminütigen Kurzfilm drehen. Doch das als Marketingaktion gestartete Projekt wurde Schritt für Schritt größer, die Geschichte dichter, sodass der Drehbuchautor entschied, einen längeren Kurzfilm daraus zu machen. „Da wird jetzt wirklich eine komplette Geschichte von Anfang bis Ende durcherzählt“, so der 35-Jährige. Einen Spielfilm soll es irgendwann trotzdem noch geben. Wie Schumacher erzählt, wird er das gleiche Thema behandeln, aber mit anderen Charakteren. „Inhaltlich werden sich die Projekte überschneiden“, verrät er. „Aber trotzdem werden auch beide unabhängig voneinander funktionieren.“

Für den Dreh im Waschhaus hat er ein bunt zusammengesetztes Team aus Schauspielern, Komparsen, Kameraprofis und Stuntleuten herangeholt. „Das sind Verwandte, Bekannte und Leute, die ich durch Anzeigen geworben habe“, erzählt er lachend. „Und international sind wir dabei auch noch.“ Und tatsächlich wechselt Schumacher bei seinen Anweisungen am Set schnell mal zwischen Deutsch, Spanisch und Englisch hin und her. Für den gelernten Fremdsprachenkorrespondenten und Hotelfachmann eine Selbstverständlichkeit. „Ich spreche vier Sprachen fließend“, sagt er. „Und da ich in Ecuador geboren bin, ist Spanisch sowieso kein Problem.“ Im Filmbereich bewegt sich Schumacher erst seit 2009 aktiv, damals entstand das erste Drehbuch über eine südamerikanische Freiheitskämpferin. „Geschichten durch Bilder zu erzählen war schon immer mein großer Traum“, sagt er. „Aber ich brauchte irgendwie erst mal einen Beruf als Sicherungsanker.“ Sein jetziger Job als Kundenbetreuer bei Audi ermöglicht ihm auch, das Kurzfilmprojekt aus eigener Tasche zu finanzieren. „Wir halten die Kosten natürlich so gering wie möglich“, sagt er. Viele aus dem Team machten auch einfach aus Freude mit.

So wie der Polizeibeamte Rico, der ursprünglich als Berater in Sachen Waffen und Equipment angeheuert wurde – und der seinen vollen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Inzwischen hat er eine feste Rolle und darf als Polizist der Zukunft scharf schießen. Natürlich sind die Waffen nur aus Plastik und jeder Sturz oder Fausthieb wird mit professionellen Stuntleuten genau durchgegangen.

Am Sonntag achtet Stuntkoordinator Alister Mazzotti dabei genau auf eine realistische Bewegungsabfolge und vor allem auf die richtigen Sicherheitsmaßnahmen. Immer wieder verschiebt er die Schutzmatten und spricht mit Schumacher die Kampfchoreografien ab. Die Schauspieler müssen dann so lange üben, bis die Bewegungen völlig natürlich aussehen. „Richtig viele Proben gab es im Vorhinein nicht“, erzählt Simson Bubbel, der einen der Protagonisten darstellt. „Das passiert fast alles hier, man muss sich ja auch an die Bedingungen vor Ort anpassen.“

Rund acht Drehtage sind für den gesamten Film angesetzt, die vier Hauptdrehtage finden jeweils im Waschhaus statt. Danach folgt die Postproduktion, in der unter anderem 3D-Simulationen von Drohnen über Berlin eingefügt werden sollen. Und auch für den richtigen Soundtrack ist schon gesorgt: „Ich habe einen englischen Komponisten aufgetan“, erzählt Schumacher. „Der macht die Musik, das wird klasse.“ Mit der Fertigstellung des Projektes rechnet Schumacher im Frühjahr 2015. Den fertigen Film möchte er auf verschiedenen Festivals einreichen, um mehr Interessenten für den Spielfilm und andere Filmprojekte zu finden. „Ich würde gerne nach Toronto, Berlin und Rom“, sagt er und schmunzelt. „Also gleich ganz international.“

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