Sport: Mit Ruhe und Erfahrung zu Gold
Arne Maury steuerte den Handicap-Doppelvierer zum WM-Titel
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Arne Maury hatte es schon am Vormittag geahnt. „Das kann heute Gold werden“, sagte der Stahnsdorfer, als er hinter der Bootshalle der deutschen Ruderflotte den aufgebockten weißen Vierer der Handicap-Skuller letztmals vorm Weltmeisterschafts-Endlauf ordentlich abseifte. Knapp zweieinhalb Stunden später steuerte der 23-jährige Maury in Oberschleißheim das deutsche Quintett im letzten Rennen des Samstags zu einem Start-Ziel-Sieg vor Großbritannien und Kanada und damit zum einzigen Titel für Deutschland überhaupt!
„Vier Starts, vier Siege bei dieser WM – besser geht es nicht“, sagte Maury, bevor er bei Dixiland-Klängen von seiner Crew ins Wasser geworfen wurde. „Es ist einfach ein Traum“, schwärmte Michael Sauer (49); der unterschenkel-amputierte Arzt aus Ludwigshafen war der Älteste im Boot. „Wir haben ein sehr gutes Rennen erwischt“, meinte die sehbehinderte Schlagfrau Susanne Lackner (28/Vilshofen). „Wenn man vorn ist, lässt man niemanden mehr vorbei“, erklärte Kathrin Wolff (30/Neufinsing), die wegen eines verkümmerten Beins eine Ortese trägt, und drückte Töchterchen Amelie (2) auf dem Arm. Und Marcus Klemp (25/Ribnitz-Damgarten), an beiden Beinen spastisch gelähmt, staunte selbst: „Ich kann es noch gar nicht fassen.“
Ein bisschen grübelte auch Arne Maury. „Die Briten waren seit März für die WM freigestellt, während wir fünf – über das ganze Jahr verteilt – nur 30 Tage wirklich zusammen für diese WM trainieren konnten“, erzählte der Elektronik-„Azubi“ der Teltower Firma Wiehn-Elektrobau, „Mein Betrieb unterstützt mich sehr“, erklärte der Steuermann der Potsdamer Ruder-Gesellschaft (PRG) nach seinem bisher größten Erfolg. Seit 1997 ist er bei der PRG aktiv. 2002 wurde er Junioren-WM-Dritter mit dem Zweier, in den beiden folgenden Jahren steuerte er Handicap-Vierer zu zweimal WM-Silber. Auswahl-Trainer Ulrich Schönbach aus Hannover lobt ihn: „Arne ist der Routinierteste von allen, weil er als einziger von einem Ruderstützpunkt kommt. Mit seiner Erfahrung bringt er Ruhe in die Mannschaft, mit ihm bespreche ich auch die Renntaktik.“
Zu Maurys ersten Gratulantinnen zählte Klubkameradin Kerstin Kowalski, einst zweifache Olympiasiegerin im Doppelvierer, jetzt angehende Ergotherapeutin und bei der WM in der Prominenten-Betreuung tätig. „Der Vierer hatte einen schönen Rhythmus und eine gute Technik“, lobte die Fachfrau. „Hoffentlich findet er einen Sponsor für Peking.“ Im kommenden Jahr bei den Paralympics nämlich will der neue Weltmeister wieder für positive Schlagzeilen sorgen. „Bisher“, erzählte Maury, „tragen wir viele Kosten allein.“
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