Von Bernd Kluge: Mit rund 2000 Bären unter einem Dach
Familie Eisenack aus Rehfelde sammelt und fertigt Plüschteddys / Das Wohnhaus ist zum Museum geworden
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Rehfelde - Wer Familie Eisenack in ihrem Haus in Rehfelde besucht, betritt unverhofft eine zauberhafte Spielzeugwelt.
In sämtlichen Räumen bevölkern Teddybären praktisch jeden freien Platz, im Keller des Hauses gibt es Kaufmannsläden und Puppenstuben aus Großmutters Zeiten, eine Modelleisenbahn zuckelt durch eine Berglandschaft. Schon in der Diele des Hauses geht es los: Plüschbären mit Zipfelmützen sitzen auf der Kommode, an der Tür hängen hölzerne Bären, Spieluhren in Bärenform spielen Kinder- und Schlaflieder.
Weit mehr als 2000 Exemplare haben Regina und Detlev Eisenack in den letzten Jahren gesammelt, darunter auch Raritäten aus den Anfangszeiten des Teddybären. 1902 soll er von Richard Steiff, dem Neffen der deutschen Spielzeugherstellerin Margarete Steiff, erfunden worden sein. Bei Eisenacks sitzen die Bären nicht etwa langweilig in Reih und Glied, sondern tummeln sich auf Miniatur-Jahrmärkten und hölzernen Schiffen, fahren Roller oder Schlitten, machen Kindern als Handpuppe oder Hampelmann Freude.
Besonders stolz sind die Sammler auf einen sogenannten Schaufenster-Bären. Das mit einem Motor ausgerüstete Exemplar bewegt sich leise brummend und war früher in Kaufhäusern zu finden.
Da sich offenbar auch Erwachsene von den Kuscheltieren faszinieren lassen, haben die Eisenacks ihr Haus auch für die Öffentlichkeit geöffnet. „Ich kann die Begeisterung in den Gesichtern sehen – gerade bei älteren Leuten“, erzählt der gelernte Schlosser Eisenack, der als Hausmeister in einer Strausberger Schule arbeitet. Viele erwachsene Besucher erinnerten sich an die eigene Kinderzeit. „Eine Frau war ganz begeistert, sie entdeckte hier den gleichen Teddy wieder, den sie als Kind bei der Flucht während des Krieges verloren hatte“, erzählt der 57-Jährige. Inzwischen bekommen Eisenacks von Besuchern auch historisches Spielzeug wie Kindernähmaschinen oder Miniatur-Puppenküchen geschenkt.
Teddybären seien das einzige Spielzeug, das immer aktuell bleibe, sind die Rehfelder Sammler überzeugt. „So ein Kuscheltier ist Freund, Tröster, Zuhörer, jahrelanger Begleiter – das macht seine Faszination aus“, glaubt Regina Eisenack. Die Stücke findet sie auf Trödelmärkten oder Spielzeugmessen. Vor allem die Liebhaberstücke aus Großmutters Zeiten seien teuer, obwohl sie mit stumpfem Fell, abgeriebenen Stellen und hartem Körper für den Laien eher unattraktiv wirken. „In den Anfangszeiten wurden die Teddys mit Holzwolle oder zerkleinerten Lumpen gefüllt“, erzählt die 58-Jährige. Erst später habe man diese Materialien durch Schaumgummi oder synthetische Watte ersetzt. Einige der alten Bären sind nur zeitweilige Gäste. „Wir reparieren sie auf Wunsch ihrer Besitzer“, erklärt der Hausherr des Museums. Mittlerweile fertigen die Eisenacks auch selbst Teddys, sogar auf Bestellung. „Je nach Größe sowie der Qualität des Mohair-Fells kosten sie zwischen 25 und 160 Euro“, erzählt seine Frau, die selbst im Urlaub nicht die Finger vom Nähzeug lassen kann.
So entstanden auch an den Stränden von Portugal oder Italien schon einige der Plüschbären aus dem Hause Eisenack.
Bernd Kluge
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