zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Mit Schafsgeblöke gegen Rechts

Arbeitsgruppe zieht Bilanz der Protestaktionen gegen den rechtsextremen Aufmarsch am 30. Oktober

Stand:

Arbeitsgruppe zieht Bilanz der Protestaktionen gegen den rechtsextremen Aufmarsch am 30. Oktober Zwar konnte die Arbeitsgruppe „Kreative Protestformen gegen rechte Aufmärsche“ am 30. Oktober beim Marsch von Rechtsradikalen durch Potsdam nicht alle Aktionen wie geplant durchführen. Trotzdem habe sich das Konzept, mit unterschiedlichen Protestformen an verschiedenen Orten der Stadt den Nazis die Stirn zu zeigen bewährt, erklärte Olaf Löhmer beim gestrigen Pressegespräch über die Bilanz der Protestaktionen gegen den Aufmarsch. So war die Aktion „Stiefelköpfe“ am Hauptbahnhof, mit der verkleidete Mitglieder der Arbeitsgruppe die etwa 350 Rechten persiflierten, sehr erfolgreich. Auf der einen Seite wurden die Rechtsradikalen durch Plakate mit Aufschriften wie „Ich bin stolz ein Stolzer zu sein“ oder „Ich bin ein armes kleines Opfer“, durch Sprechchöre und Schafsgeblöke soweit provoziert, dass eine Gruppe von Ordner trotz Polizei zu den Demonstranten vorzudringen versuchten. Auf der anderen Seiten haben sich über 30 Personen spontan an dieser Protestaktion beteiligt und den Rechten bei ihrer Abreise einen entsprechend lautstarken Abschied bereitet. Das für die Breite Straße geplante Hupkonzert musste nach den Ausschreitungen auf der Langen Brücke ans Stadthaus verlegt werden. Die geplante Aktion in der Charlottenstraße, wo sich jugendliche Opfer rechter Gewalt beim Vorbeimarsch der Rechten an den Straßenrand stellen wollten, konnte so nicht stattfinden. Ziel der kreativen Protestformen sei es zu zeigen, dass die Rechten trotz ihres braven Auftretens noch immer eine Politik der Gewalt und Einschüchterung verfolgen, so Löhmer. Gerade bei ihren Demonstrationen präsentieren sie sich gern in der Opferrolle und wollen so davon ablenken, dass sie sich sehr stark mit dem Nationalsozialismus und dessen faschistischer und rassistischer Ideologie identifizieren. Gleichzeitig sollen diese Protestformen als Angebot für Gegendemonstranten verstanden werden, mit eigenen Ideen Stellung zu beziehen. Auch in Zukunft will die Arbeitsgruppe auf mehrere Gegenveranstaltungen bei Naziaufmärschen setzen. Denn nur durch verschiedene Protestformen können viele Gegendemonstranten aus den unterschiedlichsten Bereichen mobilisiert werden, erklärte Löhme. „Mit Humor kann man eine ganze Menge erreichen“, sagte Lutz Boede, Fraktion Die Andere, der an der Aktion „Stiefelköpfe“ teilnahm. Vielleicht gelingt es durch diese Form, die Nazis soweit lächerlich zu machen, dass sich die Teilnehmerzahlen bis zur Bedeutungslosigkeit verringern, hofft Boede. Nach den eher wirkungslosen Demonstrationen gegen Naziaufmärsche in Potsdam im Jahr 2002, gründeten verschiedene Vereine und die Sicherheitskonferenz der Stadt die Arbeitsgruppe „Kreative Protestformen gegen rechte Aufmärsche“. Durch unterschiedlichste Aktionen soll hier das überholte Konzept von Demonstration und Gegendemonstration, die meist sehr weit voneinander entfernt stattfinden, aufgebrochen werden. Zwei Monate vor dem Naziaufmarsch im Oktober hatten sich Mitglieder der Arbeitsgruppe mit Vertretern der Stadt und der Polizei zusammen gesetzt und die verschieden Aktionen geplant und deren Durchführung besprochen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })