
© Patrick Wüstner
Sport: Mit Spielwitz und Leidenschaft
Die Fußballerinnen der Potsdamer Kickers 94 dominieren bisher die Landesliga und den Landespokal
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Sie haben sich manchmal schon so einiges anzuhören, die Fußballerinnen der Potsdamer Kickers 94. „Arrogante Tussen“ ist da nur ein Titel, den sie von ihren Gegnerinnen ab und zu verpasst bekommen. So recht verwunderlich ist das auch nicht einmal. Denn wer ohne jegliche Chance auf einen eigenen Treffer gleich 13 Tore eingeschenkt bekommt, vergreift sich schon mal ein wenig im Ton. Wie zuletzt die Spielerinnen der SG Sieversdorf, die am Sonntag in der zweiten Runde des Fußball-Landespokals beim neu formierten Kickers-Team an der Kirschallee eine ordentliche Packung mit auf den Weg bekamen.
Das Team um Kapitänin Henrike Schödel stört das wenig. Behaupten die Damen zumindest. Ein bisschen wurmt es sicherlich doch. „Weil es ungerecht ist“, bekräftigt die 22-Jährige. „Keine unserer Spielerinnen diskutiert auf dem Spielfeld. Wir wollen Spaß haben und einfach guten Fußball spielen.“
Und den spielen sie ohne Frage. Nahezu jede Fußballerin im Team hat das Fußball-Einmaleins bei Turbine Potsdam erlernt – und das spürt auch der Trainer. „Auch wenn’s mal schwer wird und an die Substanz geht, maulen die nicht rum“, attestiert Sebastian Zimmermann. „Das ist eben gute alte Turbine-Schule.“
Der 30-Jährige wurde mit seiner Aufgabe in ziemlich kaltes Wasser geworfen. Als bei den einstigen Turbine-Spielerinnen abzusehen war, dass sie es als Anschlusskader der 2. und 3. Mannschaft nicht ins Bundesligateam ihres Klubs schaffen würden, gingen sie zu anderen Vereinen oder pausierten, ehe sie sich in diesem Sommer bei den Kickers 94 zusammenfanden. Henrike Schödel ist die Kapitänin, aber „eine mit ungewöhnlich viel Verantwortung“, wie sie unterstreicht. Die „jungen Wilden aus dem Potsdamer Norden“, wie sich die Kickers 94 bezeichnen, nahmen die talentierten Damen mit Kusshand auf und Sebastian Zimmermann konnte ihrer Bitte schließlich auch nicht lange wiederstehen – er übernahm als Trainer das Zepter.
Kein leichtes Unterfangen für den Potsdamer, der bislang die Junioren und Männer des Vereins coachte und nun parallel noch die E-Jugend betreut. Schließlich waren die Ex-Turbinen mit zwei ganz klaren Zielen zum Verein gekommen. Sie stiegen in diesem Jahr als Neulinge in der Landesliga Süd in den Punktspielbetrieb ein und wollen möglichst innerhalb zweier Jahre den Durchmarsch über die Brandenburg- bis in die Regionalliga schaffen. Außerdem wollen sie im nächsten Frühjahr den Landespokal gewinnen und somit in den DFB-Pokal einziehen.
Höchst ehrgeizige Ziele, die sich die Potsdamerinnen da gesteckt haben, aber bislang läuft alles nach Plan. Gleich zu Beginn der Fußball-LandesligaSaison trumpften sie mit einem 23:0-Heimerfolg gegen die SpG Basdorf/Wandlitz auf. Das folgende Spiel gegen Brieske/Senftenberg fiel aus, weil der FSV seine Mannschaft abmeldete. Doch bereits beim zweiten Heimauftritt an der Kirschallee bekam die SpG Ladeburg/Schönow ein saftiges 8:1 mit auf den Heimweg.
Ihre deutliche Vormachtsstellung unterstrichen die Potsdamerinnen auch im Landespokal am Sonntag mit einem klaren 13:0 gegen den Brandenburgligisten SG Sieversdorf . Dabei trafen Henrike Schödel (4 Tore), Annika Eichmann (3), Monique Braun, Laura Diener, Anna Ulbrich, Anne-Kathrin Hübner, Janine Hahs und Chantal Willers. Willers führt die Landesliga-Torschützenliste mit 7 Toren vor Schödel (6) und Hübner (5) an.
Henrike Schödel spricht so zu Recht von einem „Auftakt nach Maß“. „Wir wussten nicht, wo wir stehen, verstehen uns aber alle prima und sind glücklich, endlich wieder gemeinsam Fußball spielen zu können“, sagt die Mittelfeldakteurin, die vor allem den „Spielwitz und die Leidenschaft“ ihrer Elf als große Pluspunkte sieht. Inzwischen seien auch Spielerinnen, die keine fußballerische Ausbildung genossen, ins Team integriert worden. Wie etwa Kristin Gosda, die zuvor beim UJKC Potsdam Judo trainierte.
Am kommenden Sonntag spielen die Kickers 94 bei Medizin Eberswalde.
Henner Mallwitz
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