Landeshauptstadt: Mit Stauwasser und Fontäne
Ernst Eberhardt stellte Konzept für Hirtengraben im Kirchsteigfeld vor / Entscheidung liegt beim Land
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Kirchsteigfeld - „Sie haben doch nur ein kleines Stück, eigentlich ist das unser Hirtengraben!“ Peter Ernst aus Güterfelde echauffierte sich, als es im Stadtteilladen des Kirchsteigfeldes um den Erhalt des Gewässers im Wohngebiet ging. Sachkundig konnte er darlegen, dass das Dilemma schon in der Parforceheide beginne. Mit der Trockenlegung der einstigen Rieselfelder und der Einleitung des gereinigten Wassers in den Teltowkanal werde dem Feuchtgebiet das Wasser entzogen und die Meliorationsgräben, auch der Hirtengraben, seien mehr und mehr ausgetrocknet.
Die Anwohner, eingeladen von der Bürgerinitiative Kirchsteigfeld, interessierte allerdings mehr, was mit ihrem innerstädtischen Grabenstück wird und da konnte sie Diana Küßner von der Stadtverwaltung beruhigen: „Wir wollen den Hirtengraben und den See erhalten und haben auch schon errechnet, was das kosten würde.“ Die Anhebung der Staustufe, die einen zu schnellen Abfluss des Grabenwassers verhindert, hätte schon Wirkung gezeigt. In langen Trockenperioden reiche das aber nicht aus. Dann müsste Grundwasser in den Graben gepumpt werden. Dazu bedarf es der Genehmigung der Wasserbehörde, erläuterte Küßner. Läge die vor, könnte es eine Ausschreibung der Arbeiten und eine genaue Bezifferung der Kosten geben. Horst Grützke forderte spontan, die Geldmittel in den Bürgerhaushalt 2008 einzustellen. Er wird sich aber noch gedulden müssen, bis die Genehmigungen vorliegt.
Vor der regen Diskussion am Mittwochabend hatte Geologe Ernst Eberhardt sein hydrologisches Gutachten vorgestellt, das die Stadt in Auftrag gegeben hat. Er teile die Ansichten von Peter Ernst und favorisiere als langfristige Maßnahme, das gereinigte Klärwasser wieder in die Parforceheide beziehungsweise direkt in den Güterfelder See zu leiten. Nach Klärwerksangaben habe es heutzutage Badewasserqualität. Bedenken, es könnte den Boden verunreinigen, hält Eberhardt deshalb „für konstruiert“.
Darüber zu entscheiden hat das Land Brandenburg, das über das Problem „schon nachdenkt“. Den zuständigen Stellen sei es bekannt und – so Eberhardt – es gebe positive Signale.Eberhardt betonte jedoch, dass es die Klärwassereinleitung in den Teltowkanal seit Ende der 90er Jahre gebe. Mit einer Erholung des Feuchtgebietes sei also auch erst in einem Zehn-Jahres-Zeitraum zu rechnen. Kurzfristig nannte er deshalb die Erhöhung der Staustufe als beste kostenfreie Dauerlösung, unterstützt durch die Grundwassereinleitung in heißen Sommern. Zur besseren Wasserdurchlüftung könnte eine Fontäne beitragen. Aber auch die koste Geld.
Die Vorsitzende der Initiative, Elke Reichelt, sprach die Sauberkeit und den Zustand des Hirtengrabens an Sommertagen an. Er sei vermüllt und stinke, meinte sie. Dazu Küßner: „Der Graben wird regelmäßig gepflegt und auch gereinigt.“ Leider aber verwechselten ihn einige Anwohner immer mal wieder mit einer Müllkippe. Auch das Entenfüttern sei schädlich und belaste den See. Eberhardt schlug vor, Graskarpfen zum Abweiden des Bewuchses im See einzusetzen.
Stadtverordneter Harald Kümmel (SPD) versprach, seinen Parteigenossen Matthias Platzeck für einen Landesentscheid zugunsten der veränderten Wassereinleitung zu sensibilisieren. dif
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