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Aus dem GERICHTSSAAL: Mit Verlust eines Fingers gedroht Opfer: Bruder des Angeklagten warTäter

Für Verwirrung sorgte am Dienstagvormittag die Aussage von Mohamad M.* vor dem Landgericht.

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Für Verwirrung sorgte am Dienstagvormittag die Aussage von Mohamad M.* vor dem Landgericht. Der 23-jährige Iraner war sich ganz sicher: Nicht der Angeklagte Roberto R.* verletzte ihn am 10. Mai vorigen Jahres in einer Wohnung am Schlaatz mit Faustschlägen im Gesicht. Und es waren auch nicht dessen Kumpane, die ihn seines Portemonnaies mit rund 200 Euro beraubten, weitere 5000 Euro forderten und ihm für den Fall der Nichtzahlung mit dem Abschneiden des kleinen Fingers drohten. „Es war sein Bruder Robbi*. Der trägt immer so weite Hip-Hop-Kleidung“, konkretisierte der Asylbewerber.

Zwei Verhandlungstage setzte die vierte große Strafkammer unter Vorsitz von Jens Gerlach an, Licht in das turbulente Geschehen jener Nacht zu bringen. Der Tatvorwurf lautet räuberische Erpressung. „Die Anschuldigung, die meinem Mandanten gemacht wird, trifft nicht zu“, erklärte Rechtsanwalt Steffen Sauer im Namen von Roberto R. (28). Der wollte nichts sagen, beantwortete aber Fragen zu seiner Person. Der Absolvent der Sportschule arbeitete nach erfolgreich beendeter Ausbildung als Baugeräteführer in einer Autowerkstatt, als Hausmeister und Trockenbauer. Mit dem Gesetz kollidierte der Potsdamer bereits wegen Diebstahls, Beleidigung, Vollrausches, Widerstandes gegen die Staatsgewalt und illegalen Drogenbesitzes.

Anfang Mai 2013 sei er vor dem Flüchtlingsheim am Schlaatz Zeuge einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen drei Personen – unter ihnen der Angeklagte Roberto R. – geworden, berichtete Mohamad M. vor Gericht. Später habe ihn dessen Bruder Robbi auf dem Handy angerufen und um ein Treffen gebeten. „Er meinte, ich soll der Polizei nichts von der Prügelei sagen. Wir sind doch Freunde.“ Mit einem Iraker sei er am Abend des 10. Mai in der Wohnung von Robbi, nicht etwa seines Bruders Roberto, erschienen. „Robbi hat uns ganz freundlich begrüßt. Auf einmal kamen sechs Leute, darunter zwei Afrikaner, aus Richtung Bad. Einer hatte eine große Schere in der Hand“, erinnerte sich das spätere Opfer. „Eine Person spielte mit einem Butterflymesser in der Nähe meines Gesichts herum, ein Tätowierter hielt mir eine Schreckschusspistole an den Bauch.“ Robbi habe ihn unvermittelt mit Fäusten und der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Ihm sei vorgeworfen worden, schuld an der Verletzung von Roberto R. zu sein. Der müsse einen Monat im Krankenhaus bleiben, sei nun arbeitslos. Dafür solle er zahlen. Bis zum nächsten Tag habe er Zeit, 5000 Euro zu beschaffen. Ansonsten würde er einen Finger einbüßen. „Damit hatte ich doch gar nichts zu tun. Ich war schockiert und habe die Forderung zum Schein akzeptiert“, erzählte Mohamad M. Drei Tage später erstattete er dann Anzeige bei der Polizei. Noch heute leide er unter Angstzuständen.

Der Polizeibeamte Mario S. (52) hatte seinerzeit die Anzeige aufgenommen. Im Zeugenstand beteuerte er, Mohamad M. habe eindeutig Roberto R. als Rädelsführer des Übergriffs benannt, nicht seinen Bruder Robbi.

Die Verhandlung wird am 25. November fortgesetzt. Dann wird das Gericht auch Robbi R. hören. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga

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