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Landeshauptstadt: Mit wenig Geld gegen viel Krach Der zweite Lärmaktionsplan ist fertig.

Doch für leisere Straßen fehlen die Mittel

Von Peer Straube

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Umsteigen auf Fahrrad und Nahverkehrsmittel, leisere Fahrbahnbeläge, intelligente Ampelschaltungen – mit diesen Maßnahmen will die Stadtverwaltung dem Straßenlärm zu Leibe rücken.

Sie sind – in verknappter Form – die Marschroute, die der immerhin 114 Seiten starke zweite Lärmaktionsplan, den Umweltdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) und Interims-Tiefbauchef Norbert Praetzel am Mittwoch vorstellten. Die Erstauflage hatte die Stadt 2008 herausgegeben – darin ging es um alle Straßen, auf denen die Verkehrsbelastung 16 400 Fahrzeuge pro Tag übersteigt. Die aktuelle Fassung beschäftigt sich mit jenen Verkehrsadern, auf denen täglich zwischen 8200 und 16 400 Fahrzeuge rollen – 44 sind das laut Praetzel insgesamt. Prominente Beispiele sind die Großbeerenstraße, die Jägerallee, die Hebbelstraße, die Friedrich-Engels- Straße, der Horstweg und die Kaiser-Friedrich-Straße. Insgesamt sind damit etwa 15 000 Potsdamer von nächtlichem Lärm betroffen, der 55 Dezibel übersteigt – etwas lauter als ein Kühlschrank also und etwas leiser als eine Nähmaschine.

Das Dilemma: Um Straßen dauerhaft leiser zu machen, müssen Fahrbahnbeläge in einer Größenordnung ausgetauscht werden, für die die Bauverwaltung schlicht keine ausreichenden Mittel hat. „Auskömmlich“ wären 5,8 Millionen Euro pro Jahr, erklärte Praetzel. In diesem und – wenn der Haushaltsentwurf an dieser Stelle ungeschoren bleibt – auch im nächsten Jahr werden es 1,83 Millionen Euro sein. Das sei allerdings schon eine Steigerung – vor wenigen Jahren noch habe man mit 900 000 Euro auskommen müssen.

Für eine vernünftige Oberflächensanierung einer Fahrbahndecke – keine grundhafte Instandsetzung – seien aber allein schon 600 000 bis 700 000 Euro nötig, sagte Praetzel. Straßen, die zumindest „Flüsterasphalt“ nötig hätten, listet der Lärmaktionsplan eine ganze Reihe auf: An der Alten Zauche, Neuendorfer Straße, Großbeerenstraße, Reiherbergstraße – um nur einige zu nennen. Weil aber städtische Investitionsmittel durch den Weiterbau an der Humboldtbrücke gebunden sind, verzögert sich auch die Sanierung bedürftiger Straßen. Die Neuendorfer Straße etwa, sei erst nach 2015 im Plan, so Praetzel. Bis dahin müsse man sich mit einer „Fugenerneuerung“ behelfen.

Nach wie vor unklar ist, ob das von der Stadt auf wichtigen Einfallstraßen wie der Großbeeren-, Friedrich-Engels- und Charlottenstraße geplante Tempo-30-Limit eingeführt werden kann. Die nötige Grenzwertüberschreitung sei bei einigen Straßen – etwa der Hans- Thoma-Straße – nicht gegeben, sagte Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Das Infrastrukturministerium hatte zwar gegenüber den PNN erklärt, es liege im Ermessen der Stadt, wo sie Tempo 30 festlege. „Wir haben da aber andere Informationen“, sagte Praetzel.

Gemeinsam mit dem Verkehrsbetrieb ViP will das Rathaus gegen eine andere Lärmquelle vorgehen: das Quietschen von Straßenbahnen im Gleisbett. Ganz abschalten lasse sich das zwar besonders in engen Kurven nicht, sagte Praetzel. Doch bestimmte Gleisabschnitte sollen ohnehin erneuert werden. Die Strecke von der Heinrich-Mann-Allee zum Hauptbahnhof etwa steht für 2012/13 auf dem Programm, in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Nauener Tor und Reiterweg ist die Erneuerung 2013 geplant. Für die Fernbahnstrecken dagegen könne man nur mit der Deutschen Bahn reden.

Der Lärmaktionsplan weist übrigens auch „ruhige Gebiete“ aus, 19 an der Zahl. Innerstädtisch sind das die, die man auch dafür halten würde – der Volkspark und die Gärten der Schlösserstiftung.

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