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Links und rechts der Langen Brücke: Mitgestaltet

Jan Brunzlow über Beispiele in der Landeshauptstadt, wie soziales Engagement der Potsdamer die Realität verschiebt

Stand:

Der Zettel im Kindergarten war deutlich. Der Kitaträger hat künftig nicht mehr genug Geld, um die zusätzlichen Kräfte zu bezahlen. Frau Paul, die für Sauberkeit im Haus sorgt sowie Köchin Frau Lieben, die den Kindern jeden Tag das Essen in der kitaeigenen Küche kocht, müssen gehen. An vielen Kitas ein ganz normaler Vorgang, doch die Reaktion der Eltern war atypisch. Anstatt die beiden Mitarbeiterinnen einen schönen Dank für die geleistete Arbeit zu sagen, haben sich die Eltern für die Gründung eines Fördervereins entschieden und gespendet sowie Spenden gesammelt. Das Ergebnis: Die beiden Frauen können bleiben, die Eltern finanzieren ihr Gehalt zum Großteil. Das ist Potsdam. Und das ist keine Ausnahme. Ein anderes Beispiel an einem anderen Ort. Das Konzept einer Grundschule sieht vor, dass die dritten und vierten Klassen zusammen unterrichtet werden sollen. Allerdings ist das Problem, dass es an der Einrichtung keine ausgebildeten Lehrer dafür gibt. Was also tun? In diesem Jahr sollen sich zwei Lehrer weiterbilden, freiwillig. Die Eltern wollen einen Anteil der Kosten von etwa 1000 Euro dafür tragen. Das ist Potsdam. Die Beispielliste wäre beliebig verlängerbar – Tierschutzverein, Sportvereine, Jugendtreffpunkte, Kulturhäuser Mit dem Titel familienfreundliche Stadt kann sich Potsdam nicht nur schmücken, weil Stadt und Land viel Geld investieren, um ein Leben in Potsdam l(i)ebenswert zu machen. Der Titel kommt auch daher, weil es in Potsdam ein unheimlich hohes soziales Engagement gibt. Erst in dieser Woche ist wieder eine Einrichtung eröffnet worden, die allein durch privates und ehrenamtliches Engagement ins Leben gerufen worden ist. Die Arche, ein Hilfsprojekt für Kinder und Jugendliche, deren Eltern in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Es ist der fünfte deutsche Standort des Hilfswerkes – in Potsdam ist er durch die Spenden eines Prominenten möglich. Schön, dass es all die Initiativen in Potsdam gibt. Schade, dass sie überhaupt benötigt werden.

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