Landeshauptstadt: Mitgliedschaft
„Günter Grass: Ich war in der Waffen-SS“, 12. August 2006Ich war 1942 erst 17 Jahre alt, als ich einen Einberufungsbefehl zur Waffen-SS erhielt – obwohl ich nie Mitglied irgendeiner Organisation der NSDAP war.
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„Günter Grass: Ich war in der Waffen-SS“, 12. August 2006
Ich war 1942 erst 17 Jahre alt, als ich einen Einberufungsbefehl zur Waffen-SS erhielt – obwohl ich nie Mitglied irgendeiner Organisation der NSDAP war. Da ich kurz vorher von der Kriegsmarine die Annahmebestätigung meiner Freiwilligenmeldung zur U-Bootwaffe erhalten hatte, ignorierte ich diesen. Die Einberufungsstelle der Waffen-SS hat sich nicht wieder gemeldet. Meine Altersgenossen, die auch eine solche „Einberufung“ bekamen, sind dieser gefolgt und wurden so zu „Waffen-SS-Soldaten“. Aber Mitgliedschaft bedeutet doch, dass ein Mensch zumindest die Ziele der Organisation anerkennt. Ich finde es daher irreführend, dass Menschen, die durch „Druck“ in militärische Organisationen wie die Waffen-SS gerieten, mit solchen, die es aus innerer Überzeugung taten, gleichgesetzt werden. Die Journalisten, die jetzt darüber schreiben, kennen die Realitäten der Vergangenheit nicht aus eigener Erfahrung. Es bleibt der Vorwurf an Günter Grass, dass er seine „Mitgliedschaft“, nicht eher zum Ausdruck brachte. Verurteilen kann man ihn dafür nicht. Als Jugendlicher wurde man damals in der Schule und Staatsjugend ideologisch erzogen. Man sah es als eine Pflicht, die Heimat zu verteidigen. Welche idiotischen Ansichten man uns vermittelt hatte, zeigte sich, als wir vor den Trümmern unserer Städte standen.
Dr. K. Zschau, Potsdam
„Günter Grass: Ich war in der Waffen-SS“, 12. August 2006
Zur gleichen Zeit als Günter Grass Mitglied in der Waffen-SS war, riskierte Raoul Wallenberg sein Leben, um das Leben solcher zu retten, die von SS-Mitgliedern verfolgt wurden. Nach dem Krieg, als Grass erfolgreich wurde, blieb Raoul Wallenberg in der Sowjetunion verschollen. Wenn die Vergangenheit von Günter Grass heute noch so relevant scheint, warum dann nicht das immer noch unaufgeklärte Schicksal Raoul Wallenbergs?
Baruch Tenembaum, Founder
The International Raoul Wallenberg Foundation, New York
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