
© Manfred Thomas
Von Michael Meyer: Mittags Tor zur Mittagszeit
Turbine Potsdam gewann am Sonntag das Spitzenspiel gegen den FCR Duisburg daheim mit 1:0 und bleibt weiter Spitzenreiter
Stand:
Wieder Anja Mittag. Turbine Potsdams Stürmerin traf am Sonntagmittag um 12.39 Uhr zum 1:0 (0:0)-Heimsieg des Deutschen Frauenfußball-Meisters im Prestige- und Spitzenspiel gegen den FCR Duisburg (84.). Dadurch behauptet ihre Mannschaft weiter die Tabellenspitze. Es war Mittags achtes Tor gegen Duisburg in den letzten acht Bundesliga-Duellen beider Vereine. „Was soll ich dazu sagen?“, meinte die 25-Jährige nach dem Abpfiff. „Es war ein etwas glückliches Abstaubertor, aber dadurch ist uns ein ganz wichtiger Sieg gelungen. Das ist mir wichtiger als jede Statistik.“
1520 Zuschauer im Babelsberger Karl- Liebknecht-Stadion mussten gestern lange auf den erlösenden Torjubel warten. In einer temporeichen, packenden Partie zweier gleichwertiger Mannschaften hatte der FCR in Halbzeit eins die deutlicheren Chancen durch seine Torjägerin Inka Grings, die jedoch zunächst aus der Drehung mit links nur den rechten Pfosten traf (17.) und kurz darauf freistehend an Potsdams Torfrau Anna Felicitas Sarholz scheiterte (19.). „Hätte ich da zwei Tore gemacht, hätten wir hier heute gewonnen“, so FCR-Kapitän Grings später. Turbine hatte die erste Möglichkeit durch Mittag nach Vorarbeit Fatmire Bajramajs (2.) und und die beste Chance vor der Pause durch Bianca Schmidt, die gestern rechts aus der Abwehr ins Mittelfeld vorgerückt war und nach Flanke Tabea Kemmes freistehend links vorbei köpfte (22.).
Nach dem Seitenwechsel gehörten die ersten Szenen Duisburg, doch Femke Maes (46.) und Luisa Wensing (51.) jagten die Kugel über die Querlatte Richtung neuer K-Tribüne, Grings setzte einen 18-Meter-Freistoß knapp rechts neben das Tor (49.). Turbine neutralisierte die Gäste aber zunehmend, hatte Chancen durch Mittag (55., 72.) und Bajramaj (58.), und als schon vieles für eine Punkteteilung sprach, war es in der 84. Minute soweit: Jennifer Zietz flankte von halbrechts in den Strafraum, Viola Odebrecht wurde von der Ex-Potsdamerin Christina Bellinghoven im Duisburger Kasten von den Beinen geholt, und die heranstürmende Anja Mittag jagte das Leder gedankenschnell über die Torlinie. „Ich hatte schon mit dem Pfiff der Schiedsrichterin gerechnet, aber Anjas Tor war viel schöner, als wenn es Elfmeter gegeben hätte“, erzählte die gestern sehr agile und kämpferisch starke Viola Odebrecht, und: „Vor dem Anpfiff war ich nervös, weil es ein so entscheidendes Spiel war. Aber mit der ersten Ballberührung war alle Nervosität weg.“
Duisburg versuchte es in den Schlussminuten zwar noch mit der Brechstange, aber Sarholz und die Abwehr vor ihr hielten, was zu halten war. „Es ist schon enttäuschend, wenn man durch einen einzigen Fehler verliert – das hatte meine Mannschaft heute nicht verdient“, meinte die sichtlich frustrierte FCR-Trainerin Martina Voss-Tecklenburg, während die Ex-Duisburgerin Fatmire Bajramaj strahlte: „Gegen Duisburg zu gewinnen ist für mich etwas Besonderes. Das war heute ein wichtiger Sieg für unser Selbstvertrauen, jetzt können wir uns in Ruhe auf die nächsten Spiele vorbereiten.“
Turbine-Coach Bernd Schröder nannte die Partie „ein sehr gutes Spiel auf Augenhöhe, eines der besten, die wir bisher gegeneinander bestritten haben“. Dabei sei sein Team „die glücklichere Mannschaft“ gewesen. Von einer Vorentscheidung im Titelkampf wollte er jedoch nichts wissen. „Ein Punkt Vorsprung vor Frankfurt ist kein Ruhekissen“, so der Trainer. „Erstmal müssen wir noch das Derby in Jena und das Nachholspiel in Bad Neuenahr gewinnen – dann sehen wir weiter.“ Auch Anja Mittag sieht es so. „Noch ist nichts entschieden“, sagte die gestrige Torschützin. „Aber wir sind dem Ziel näher.“
Turbine Potsdam: Sarholz; Wesely (87. C. Schröder), Peter, Henning; Schmidt, Zietz, Odebrecht, Kemme; Nagasato (59. I. Kerschowski), Bajramaj, Mittag.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: