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Landeshauptstadt: Mittags zur „Spirellibande“

AWO bietet Kindern, deren Eltern sich die Schulspeisung nicht leisten können, kostenlose warme Mahlzeit

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Am Stern/Drewitz - Ein Euro pro Mittagessen und Tag ist für viele Eltern noch zu viel, das können sie sich nicht leisten. Mit der Folge, dass ihre Kinder nicht an der angebotenen Schulspeisung teilnähmen oder gar ganz ohne warme Mahlzeit durch den Tag kommen müssten, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos). Gemeinsam mit dem AWO-Kreisverband stellte sie gestern ein Projekt vor, das zumindest im Sozialraum 5 (Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld) Abhilfe schaffen kann.

In ihrem Eltern-Kind-Zentrum (Ekiz) in der Pietschkerstraße bietet die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ab dem 3. September Vor- und Grundschulkindern kostenloses Mittagessen an. Frei nach den gedrehten Nudeln heißt das Unternehmen „Spirellibande“. Der Arbeitstitel „Kiezküche“ hätte zu sehr nach Suppenküche und Arme-Leute-Essen geklungen, erklärte die Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes Angela Basekow. Gekocht werde in der im Haus befindlichen Küche der benachbarten Kita „Pfiffikus“. Die Geräte seien ohnehin vorhanden, jetzt würden in Doppelschichten die Speisen zubereitet. Dazu habe die AWO aber einen zusätzlichen Koch eingestellt, so Basekow. Ausgelegt sei das Projekt „Spirellibande“ zunächst für 50 Mittagessen. Und Frühstück, das allerdings in die Schule geliefert werde. Ein Vertrag sei bereits mit der Grundschule am Priesterweg in Drewitz geschlossen, sagte Angela Basekow.

Damit nehme man auch dem „Kindertreff am Stern“, der ein ähnliches Angebot für die Grundschulkinder aus dem Pappelhain vorhalte, „kein einziges Kind weg“, sagte die Geschäftsführerin. Als nämlich die Idee von einer Kiezküche vor einem Jahr publik wurde, hatten die Verantwortlichen im Kindertreff in Trägerschaft des Sozial-Therapeutischen Instituts Berlin-Brandenburg (Stibb) die Dopplung der Angebote kritisiert. „Eigentlich“, so die AWO-Chefin, „kann es davon gar nicht zu viel geben.“

Die „Spirellibande“ sei aber keineswegs als Einzelprojekt zu sehen, sagte Jugendamtsleiter Norbert Schweers. Vielmehr sei das Mittagstischangebot eingebettet in das Gesamtprogramm des Eltern-Kind-Zentrums, das jetzt seit knapp einem Jahr als Modellprojekt laufe. Das sei ein abgestimmtes System, in das auch Mitarbeiter des Sozial- und Jugendamtes eingebunden seien, so Schweers. „Wir haben erkannt, dass der Kontakt zu den Kindern allein nicht ausreicht“, sagte die Beigeordnete. Vielmehr brauche die ganze Familie Unterstützung, um selbst kompetent zu werden. Das Ekiz werde mit rund 61 000 Euro vom Jugendministerium des Landes unterstützt, hinzu kämen noch 26 000 aus dem Budget von Potsdams Jugendamt. Unter der Leitung von Cornelia Karth habe sich im Zentrum am Stern inzwischen ein Stamm von vier ehrenamtlichen Mitarbeitern herausgebildet. Angestrebt seien 15, sagte Trägerchefin Basekow. Viele Angebote entstanden auf Anregung der Besucher, erzählte Leiterin Karth. So gebe es eine Stillgruppe, Eltern- und Nähkurs, Rückenschule und seit neuestem auch einen Kochkurs, den allerdings die Ehrenamtliche Vera Mai angeregt hat: „Nachdem ich merkte, dass viele der Muttis mit Kochen nichts am Hut haben.“ Sie landete damit einen Volltreffer. Und beim gemeinsamen Brutzeln, so Schweers, ließen sich fast wie nebenbei auch mal ernste Themen besprechen.

Nicola Klusemann

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