Landeshauptstadt: Mittagsschläfchen? Ist heute nicht drin

Der Potsdamer Wilhelm Hamann feierte am Sonnabend seinen 102. Geburtstag Wilhelm Hamann sitzt mit Schlips und Kragen, im Stuhl zurückgelehnt, an der Festtafel. Die vielen Gäste im Hasenheyerstift bringen ihn nicht aus der Ruhe. Am 5. November feiert Hamann im Altenpflegeheim in der Meistersingerstraße seinen 102. Geburtstag. Medienrummel ist er aufgrund seines hohen Alters schon seit einigen Jahre gewöhnt. Mittagsschläfchen ist heute nicht drin. Kein bisschen müde erzählt Hamann, wie er sich fit hält: Spazierengehen in Sanssouci und an der Havel, möglichst täglich, und weil die Beine nicht mehr so wollen, eben jetzt mit dem Rollator. Auch geistig ist der Jubilar auf der Höhe der Zeit. Täglich morgens eine Stunde Zeitung lesen ist Pflicht für Willi Hamann, und abends im Fernsehen verpasst er selten die Nachrichten. Tochter Lieselotte Schlotte ergänzt: „Seinen Bohnenkaffee gönnt Vater sich täglich.“Auch Rotwein sei erlaubt und gern mal ein schönes Stück Kuchen. Geboren wurde Willi Hamann in der Lausitz. Die schönsten Jahre, erinnert er sich, waren die vor dem 1. Weltkrieg. Hamann hatte großes Glück, wurde nicht mehr eingezogen. So konnte er seine kaufmännische Lehre beenden. Auch im 2. Weltkrieg musste Hamann nicht an die Front. Sein Lebensmittelgeschäft versorgte bis 1945 vorrangig Lazarette. Bereits im Jahr 1932 kaufte sich Hamann für 500 Reichsmark einen Opel. Autofahren wurde seine Leidenschaft. „Die Straßen waren leer“, meint er verschmitzt, „Kontrollen gab es nicht.“ Als technisch interessierter Mensch erinnert er sich auch an die Zeit, als er freiwilliger Feuerwehrmann war. „1929 hatten wir noch Eisenbereifung und Karbidlampen“, lacht er. Hamann lebte vor allem für seinen Beruf . Die Erziehung der drei Kinder übernahm die Mutter. Aber später pflegte er seine kranke Frau zehn Jahre lang. Das brachte ihm Hochachtung bei den Kindern ein. be