Landeshauptstadt: Mitte März startet Aufbau der Säulen
Wiedererrichtung des Monopteros auf dem Waisenhaus hat begonnen / Kein Aussichtspunkt
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Wiedererrichtung des Monopteros auf dem Waisenhaus hat begonnen / Kein Aussichtspunkt Von Erhart Hohenstein Innenstadt. In 24 Meter Höhe trotzen Vermesser und Steinmetzen Kälte und Winterwinden. Auf dem Mittelbau des Großen Militärwaisenhauses an der Lindenstraße fixieren sie die Punkte für die acht rechteckigen Säulenpostamente, die den Wiederaufbau des Monopteros über dem Treppenhaus einleiten. Wie Hermann Glaser jun. von den Bamberger Natursteinwerken ankündigt, werden ab Mitte März, wenn es etwas wärmer geworden ist, die Postamente aufgesetzt. Sie werden mittels 15 Zentimeter langen Edelstahldollen verankert, haben sie doch mit den acht Sandsteinsäulen, dem Architrav (Deckenbalkenlage) und der Kuppel eine schwere Last zu tragen. Die Säulen, für die im hessischen Friedewald der geeignete Sandstein gefunden wurde, bestehen nicht aus einem Stück, sondern aus mehreren Segmenten. Komplizierte Untersuchungen und Berechnungen waren notwendig, um die Tragfähigkeit zu sichern. Dies trifft ebenso auf den Sandstein für den Architrav zu; er wird zurzeit in einem 1:1-Modellversuch in der Landesgewerbeanstalt Würzburg getestet. Architekt Andreas Johnitz vom mit der Planung beauftragten Büro gibbins european architects vergleicht das Vorgehen mit einem zur Übergröße gesteigerten Legospiel. „Wir bauen den Monopteros originalgerecht wieder auf, und das gilt auch für die dabei angewandten handwerklichen Techniken“, erläutert der Bauverantwortliche der Stiftung Großes Waisenhaus, Wolfgang Becker. Damit müssten alle Beteiligten Erfahrungen sammeln. Selbst der Gerüstbau stellt anspruchsvolle Aufgaben. Für den Aufbau des Säulentempels ist ein Innengerüst notwendig, das Außengerüst wird mit dem Fortgang der Arbeiten Schritt für Schritt höher gesetzt. Ein drittes, auskragendes (über den Rand der oberen Plattform hinausreichendes) ist für das Aufsetzen der Kuppel erforderlich. Der höchste Arbeitsplatz wird sich dann 42 Meter über dem Straßenniveau befinden. Wolfgang Becker geht davon aus, dass der Säulentempel wie vorgesehen im Spätherbst fertig wird. Dazu bleibt noch viel zu tun. Die Postamente werden durch eine Balustrade verbunden, eine zweite umschließt die obere Plattform über dem Säulenbau. Auf ihr wölbt sich die hölzerne, mit Kupfer gedeckte Kuppel, die von der 4,78 Meter hohen Figur der Caritas bekrönt wird. Die Göttin der Barmherzigkeit weist auf den Zweck der Stiftung hin, die König Friedrich Wilhelm I. für die Aufnahme, Bildung und Erziehung von verwaisten oder aus verelendeten Familien kommenden Soldatenkindern gründete. Der Aufbau des Monopteros ist mit der Wiederherstellung des bauplastischen Schmucks verbunden. Dazu gehören neben der Caritas, die zurzeit in Dresden in Kupfer getrieben wird, acht Sandsteinvasen auf der oberen Balustrade und fünf Putten auf dem Mittelrisalit an der Lindenstraße. Eine davon steht sogar noch, die anderen müssen nach Messbildern neu angefertigt werden. Damit wurden die Stahnsdorfer Steinmetzen Melior & Partner beauftragt. Auch den figürlichen Schmuck des Tympanons (Giebelfeld) wird der Betrachter wieder erleben. Der Aufbau des Säulentempels, mit dem Potsdam ein stadtbildprägendes Element zurückerhält, setzt den Schlusspunkt unter die Sanierung und Generalrestaurierung des durch Carl von Gontard 1771 bis 1778 errichteten Waisenhauskomplexes, die bisher 8,7 Millionen Euro gekostet hat. Die Kredite werden durch die Einnahmen aus der Vermietung der Gebäude refinanziert. Dass die Arbeiten nun durch das Wiedererstehen der Monopteros gekrönt werden, ist der Förderung durch Bund, Land und Stadt sowie der Brandenburgischen Schlösser GmbH zu danken. Zur Deckung der Kosten von 2,1 Millionen Euro tragen ebenso Eigenmittel der Stiftung sowie zahlreiche Spenden bei, darunter von der Ehemaligen-Kameradschaft des Großen Potsdamer Militär-Waisenhauses. Seit Beginn der Wiederaufbaus erreichen die Stiftung immer wieder Anfragen, ob der Monopteros als Aussichtspunkt zugänglich gemacht wird. Wolfgang Becker muss diese Frage verneinen. Dafür biete das Bauwerk keine Voraussetzungen. Die Plattformen sind nur durch schmale Stiege zu erreichen, die als Zugang für Wartungsarbeiten dienen.
Erhart Hohenstein
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