Landeshauptstadt: „Mitteschön“ lobt Unger-Zitat
Historiker Kuke: Entwurf für „Haus des Reisens“-Nachfolger ist ein „großer Fortschritt“
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Innenstadt - Der neue Entwurf für den Nachfolger des „Hauses des Reisens“ stößt auch bei der Bürgerinitiative „Mitteschön“ auf Zustimmung. „Mitteschön“-Mitglied und Kunsthistoriker Joachim Kuke bezeichnete den Workshop-Entwurf gestern auf PNN-Anfrage als „einen großen Fortschritt“ gegenüber dem Erstentwurf. Es handele sich um „eine Verbesserung“ und stelle „einen großen Gewinn für die Potsdamer Planungs- und Baukultur dar“. Natürlich sei es nicht die Alte Post, sondern ein Kompromiss, so Kuke. Doch es besitze „eine interessante Fassade und ein Dach“. Die Verwendung einer „fotografischen Darstellung“ eines historischen Vorgängerbaus sei zwar „nicht völlig neu“, stelle aber einen Versuch dar, die Interessen des Grundstückseigentümers Pro Potsdam und der, die eine Erinnerung an die Alte Post wollen, zu versöhnen.
Wie gestern berichtet, hatte der letzte Entwurf des von der Pro Potsdam beauftragten Architekten Ingo Schürmann viel Beifall bekommen. In einem dreitägigen Workshop hatten Potsdamer Architekten, Mitarbeiter der Bauverwaltung und Mitglieder des Bauausschusses Empfehlungen und Anregungen gegeben, auf deren Basis Schürmann seine beiden ersten Fassungen überarbeitete. Mit dem dritten Entwurf hatte er alle überrascht, weil er darin den berühmten Vorgängerbau des Hauses des Reisens, die Alte Post des Baumeisters Georg Christian Unger, zitiert. Dem Neubau sollen demnach sehr filigrane Stahlbetonlamellen vorgeblendet werden, auf deren Seiten eine fotorealistische Darstellung von Ungers Prachtfassade eingeätzt wird. Je nach dem Blickwinkel des Betrachters ergibt sich entweder die Illusion des Barockbaus oder der modernen Glasfassade hinter den Lamellen. Selbst bekannte Kritiker beliebigen Bauens wie die Architekten Christian Wendland und Fachhochschul-Professor Ludger Brands hatte Schürmann mit seinem Entwurf überzeugt. Brands warnte allerdings davor, die Ätztechnik bei anderen Neubauten anzuwenden und sie damit beliebig werden zu lassen. Die Lösung sei an dieser Stelle „außerordentlich und einmalig“. Lob für den Architekten gab es auch von der Linken, die sich lange für einen Erhalt des Hauses des Reisens stark gemacht hatten. So lobte Bauausschuss-Chef Rolf Kutzmutz, das Werk füge sich ein in die städtische Tradition architektonischer Vielfalt. gb/pee
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