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PRO & Contra: Modell Virchowstraße – Lösung für ganzes Griebnitzseeufer?

PRO & Contra Selbstverständlich. Denn womit sonst als mit einem Kompromiss sollte ein Streit in der Kulturstadt Potsdam enden?

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PRO & Contra Selbstverständlich. Denn womit sonst als mit einem Kompromiss sollte ein Streit in der Kulturstadt Potsdam enden? Insbesondere, wenn jede der beiden Positionen, die der Griebnitzsee-Anlieger und die der durch die Stadt vertretenen Allgemeinheit, für sich genommen Berechtigung hat. Im Bereich der Virchowstraße 7 bis 49, auf einem Viertel des Griebnitzseeufers, wird es laut Übereinkunft einen öffentlich zugänglichen Uferweg am Wasser geben, dafür aber keinen breiten öffentlichen „Uferpark“. Für diesen besteht auch keine Dringlichkeit, Potsdam ist kein Großstadtmoloch, an öffentlichen Parks und Gärten herrscht kein Mangel. Auch ist der von der Initiative „Griebnitzsee für alle“ vorgeschlagene Erhalt des Mauerstreifens nicht unabdingbar notwendig. Zwar wurde in Berlin voreilig nahezu die gesamte Berliner Mauer abgerissen und Touristen fragen sich, wo man denn noch was von dem Bauwerk der deutschen Teilung sehen könne. Doch müssen die am Checkpoint Charlie geweckten Bedürfnisse nach Authentizität nicht ausgerechnet am Rand des historischen Babelsberger Villenviertels gestillt werden. Andererseits ist die Zugänglichkeit zum Wasser eine brandenburgische Tradition geworden, keineswegs kann in der Landeshauptstadt, in der zudem 40 Prozent der Bevölkerung in Plattenbauten und eben nicht in Villen mit Gärten lebt, davon abgewichen werden. Eine großbourgeoise Haltung á la Starnberger See ist in Potsdam nicht haltbar. Was also liegt näher, als sich in der Mitte zu treffen? Das Ziel des angestoßenen Entwicklung sollte ein Uferweg vom Babelsberger Park bis nach Kohlhaasenbrück sein. Guido Berg Um es gleich vornweg zu sagen: Der für die Virchowstraße gefundene Kompromiss im Ufer-Streit am Griebnitzsee ist gut. Beide Seiten, Stadt und Anlieger, haben wichtige Schritte aufeinander zu gemacht. Sie werden Vorbildwirkung haben für die Gesamtlösung des Konflikts um öffentlichen Uferweg und private Wassergrundstücke – aber sie können dafür nur der Anfang sein. Für drei Viertel des ehemaligen Postenwegs ist der öffentliche Uferweg nicht endgültig gesichert, in etlichen Fällen stehen sich die Ansprüche noch kontrovers gegenüber. Ziel muss jetzt sein, auf den verbleibenden Abschnitten nördlich und südlich der Virchowstraße die städtischen Vorstellungen von einem Uferpark so weit wie möglich zu verwirklichen. Doch um so gestalten zu können, wie es die Stadtverordneten als Vertretung der Potsdamer Bürger wollen, müssen große Teile des Uferwegs in städtischem Eigentum sein. Folgt man den rechtlichen Argumentationslinien der Verwaltung, sollte der Bund – er verfügt bekanntlich derzeit über viele der Grundstücke – auch an die Stadt verkaufen. Stichwort hier ist das öffentliche Interesse. Natürlich wird nun, nach der Einigung mit den Anliegern der Virchowstraße 7 bis 49, nicht alles leicht von der Hand gehen. Gerichtsverfahren sind anhängig, Urteile könnten erst in Jahren fallen. Auch ist nicht gesagt, dass sich alle anderen Anlieger so kooperativ zeigen wie mit dem Kompromiss geschehen. Bis ein Bebauungsplan die Gestaltung des Ufers regelt, wird noch viel Wasser den Griebnitzsee hinunterfließen. Die Devise für diese Zeit: Kaufen wenn möglich, Kompromisse wenn nötig. Sabine Schicketanz

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