PNN-INTERVIEW: „Moderne mit geschichtlichen Überlegungen“
Herr Professor Stella, wie bewerten Sie das Potsdamer Bieterverfahren zum Leitbautenkonzept?Ich denke, es war ein gut organisiertes Verfahren.
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Herr Professor Stella, wie bewerten Sie das Potsdamer Bieterverfahren zum Leitbautenkonzept?
Ich denke, es war ein gut organisiertes Verfahren. Ich habe daran mit dem Entwurf von zwei Häusern für ein langgestrecktes Grundstück teilgenommen, das sich von der Brauerstrasse bis zum Havelufer erstreckt. Es ist zehn Meter breit und 65 Meter lang. Darauf sind zwei Häuser vorgesehen, ein Vorderhaus in der Strassenflucht mit dem Stadthaus als typologisches Vorbild und ein freistehendes Haus, dass sich am Vorbild der Gartenvilla orientiert.
Sind Sie einverstanden mit der Einschätzung, dass Sie „gemässigte Moderne“ entworfen haben für die Fassade ihres Stadthauses?
Es ist jedenfalls eine Moderne mit geschichtlichen Überlegungen und Beziehungen. Es sind moderne und zeitgemäße Häuser, mit typologischen und architektonischen Referenzen in der Geschichte.
Sie haben sicher viel zu tun mit dem Berliner Stadtschloss, dem Humboldt-Forum. Dennoch finden Sie Zeit für so ein vergleichbar kleines Haus in Potsdam.
Es hat mir Freude gemacht. Zudem: Die Qualität eines Projekts steht nur relativ im Verhältnis zu seiner Masse.
Es hat Sie also gereizt, für Potsdam zu arbeiten?
Ja, und ich hoffe, es geht weiter.
Sie wollen noch weitere Projekte in Potsdam realisieren?
In Potsdam wurden im 18. Jahrhundert zur Verschönerung der Stadt sechs Gebäude nach Vorbildern aus Vicenza nachgebaut. Nun, ich bin Vicetiner und fühle mich auch in dieser Tradition.
Stichwort Palladio.
Andrea Palladio war der Architekt von Vicenza und seine Entwürfe dienten Friedrich dem Großen als Vorbilder zur Verschönerung Potsdams. Einige Fassaden seiner Paläste waren sogar für Vicenza gedacht und wurden nur in Potsdam gebaut. Für die Formensprache der Fassade Brauerstrasse 2 nehme ich besonderen Bezug auf den Palazzo Porto-Breganze – nicht als Beispiel einer anachronistischen Nachahmung, sondern als Referenz für ein modernes Haus, das sich als architektonisches Mittel des städtischen Dekors versteht und zugleich hohen individuellen Wohnansprüchen unserer Zeit angemessen sein will. Interview: Guido Berg
Der 1943 geborene Architekt Franco Stella gewann 2008 den Wettbewerb für das Berliner Stadtschloss. Nun hat er Pläne für Potsdams Mitte.
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