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Fotografiert: Aufnahmen von Wölfen waren im Treffpunkt Freizeit zu sehen.

© dpa

Landeshauptstadt: Momente voller Gefahr

Bei der zwölften Nacht der Naturfotografie im Treffpunkt Freitzeit ging es am Samstag unter anderem um eine Begegnung mit Wölfen

Von Sarah Kugler

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Langsam kommt ein großer Hirsch auf Roland Hennig zu. Hektisch wechselt er sein Teleobjektiv, um diesen Moment festzuhalten, und schafft es gerade noch so, im richtigen Moment abzudrücken. Dann dreht der Hirsch wieder um und er kann beruhigt aufatmen. Das hätte auch schiefgehen können.

Stundenlanges Warten, Campen im Freien und gefährliche Begegnungen: Der Beruf des Naturfotografen hat wenig mit Entspannung zu tun. Bei „360 Grad Ost“, der zwölften Auflage der Langen Nacht der Naturfotografie in Potsdam, haben Fotografen am Samstag die ganze Vielfalt ihrer Arbeit im ausverkauften Saal des Treffpunkts Freizeit, Am Neuen Garten, gezeigt. Einen Bildervortrag hat Roland Hennig gestaltet, lässt die Zuschauer an seinen Emotionen und Erlebnissen teilhaben.

So zeigt der Fotograf in seiner Präsentation „Wolfsgeheul und Hirschgebrüll“, dass man das Glück auch beim Fotografieren nicht unbedingt in der Ferne suchen muss. Er stellt das vielfältige Leben auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog vor. Hennig war dort von 1997 bis 2011 Revierförster und hielt seine Erlebnisse in Bildern fest. „Seit 1994 wird der Platz nicht mehr aktiv genutzt“, erzählt er. „Seitdem holt sich die Natur die Landschaft wieder zurück.“ Auf seinen Bildern finden sich trotzdem noch viele Reste der militärischen Vergangenheit. „Da liegt überall noch Munition rum. Und auch Gummischläuche und solche Sachen findet man ständig“, so der Fotograf. „Erst wollte ich das auf den Bildern nicht zeigen, weil es den Natureindruck trübt, aber es gehört halt einfach dazu.“

Um gute Aufnahmen zu bekommen, braucht es vor allem viel Geduld und Ausdauer. So hat er zum Beispiel sein Versteckzelt direkt neben dem Brutplatz der Baumpieper aufgebaut und konnte so sehr seltene Bilder vom Brutverhalten der Vögel aufnehmen. Auch viele Erstaufnahmen verschiedener Libellenarten gelangen dem Fotografen. „Die habe ich meist aus der Hand heraus fotografiert“, sagt er. „Ich habe einfach draufgehalten und sie in die Schärfe hineinfliegen lassen.“

Zu seinen Highlights gehören aber die Aufnahmen von Wölfen. Durch Zufall entdeckte er eine Stelle, an der die Tiere sich oft aufhielten. „Natürlich hatte ich beim ersten Mal keine Kamera dabei, das hat mich vielleicht geärgert.“ Gezielt fuhr er dann mit dem Fahrrad – und der Kamera im Gepäck – noch einmal zu der Stelle und wurde belohnt. „Das war wirklich eine Sternstunde für mich“, so Hennig. „Ich hatte Wölfe überall um mich herum, einer davon nur in 30 Metern Entfernung.“ Drei Tage später gelang es ihm sogar, Wolfswelpen abzulichten. „Ich konnte mein Glück wirklich kaum fassen“, so der ehemalige Förster.

Ebenfalls sehr beeindruckend sehen seine Hirschaufnahmen aus, die er nur mit sehr viel Geduld und Fingerspitzengefühl aufnehmen konnte. „Die Hirsche sind meist irgendwo im Dickicht, sodass man keine guten Aufnahmen machen kann“, sagt er. „Und oft sitzt man auch stundenlang nur rum und wartet, dass mal ein Tier vorbeikommt.“ Schreckenssekunden, wie die direkte Begegnung mit einem ausgewachsenen Hirsche, sind eher selten, dafür umso intensiver „Da wurde mir schon etwas mulmig“, gibt Hennig zu. „Aber das dabei entstandene Bild von dem Hirsch, der auf mich zukommt und dabei direkt in die Kamera blickt, ist unbezahlbar.“ Sarah Kugler

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