Sport: „Motor ist wie eine Familie“
Vizeweltmeister Alexander Haan boxt nach acht Jahren wieder, hat das Ziel Olympia 2012 vor Augen und steigt heute erstmals für Babelsberg in den Ring
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„Ich habe es jahrelang versucht und nicht geschafft“, sagt Sergej Haan. Was dem für Motor Babelsberg boxenden Halbweltergewicht in all der Zeit nicht gelang, ist letztlich dem Mannschaftsgeist im Zweitligateam und nicht zuletzt auch der stets guten Stimmung zu verdanken, die die Motor-Fans bei Heimkämpfen verbreiten. Denn beides überzeugte Sergejs Bruder Alexander letztlich, nach achtjähriger Abstinenz wieder in den Ring zu steigen – und zwar wie sein Bruder für Motor.
Heute Abend wird der Federgewichtler zum ersten Mal seit fast acht Jahren wieder im Ring stehen und versuchen, einen Sieg zum Gesamterfolg beizusteuern. Beim BSK Seelze müssten die Babelsberger nur noch einen Punkt erkämpfen, um die Meisterschaft in der zweiten Bundesliga zum dritten Mal für sich zu entscheiden.
Nun ist also auch Alexander Haan ein Teil dieser erfolgreichen Riege. Der inzwischen 28-Jährige bringt es auf 78 Siege in 85 Kämpfen, war mehrmals Deutscher Meister, gehörte zum Nationalkader und erboxte sich 2001 den Vizeweltmeistertitel. „Dann kam dieser schlimme Unfall, und es war erst einmal aus mit dem Sport“, denkt er zurück. Bei einem leichtsinnigen Sprung in unbekanntes Wasser traf er mit dem Kopf auf einen Stein und hatte am Ende noch Glück, nicht querschnittsgelähmt zu sein.
„Ich habe in all den Jahren den Sport immer sehr vermisst“, erzählt der Neue im Motor-Team. „Aber mit diesen stetigen Kopfschmerzen ging das in den ersten vier Jahren überhaupt nicht.“ So kümmerte er sich zusammen mit seinem Bruder in der Heimatstadt Augsburg um ihren Boxverein Haan, baute am eigenen Gym, trainierte den Nachwuchs und begleitete Sergej schließlich seit Saisonbeginn immer, wenn dieser für Motor in den Ring stieg. „Ich hatte mich bis dahin schon in einigen Vereinen umgesehen, weil ich wieder boxen wollte“, erzählt Alexander. „Nie war etwas dabei. Aber diese Atmosphäre im Motor-Team, die Begeisterung der Fans im Babelsberger Autohaus – das ist wie eine Familie. Ich musste mich nicht lange entscheiden und bin super aufgenommen worden.“ Inzwischen hat er nach eigener Auskunft „fleißig trainiert und schon lange mit dem Rauchen aufgehört“, und vor allem hat er ein ganz großes Ziel. „Ich wollte immer einmal zu Olympia“, sagt er. „In vier Jahren will ich soweit sein.“
Eigentlich wollte Alexander Haan ja seine Premiere bei Motor Babelsberg bereits gegen den Cottbuser BC vor heimischem Publikum feiern. Aber ein überharter Bruderkampf als Sparring endete für ihn mit einem Kapselriss in der Hand, der inzwischen jedoch verheilt ist.
In Seelze kann Motor-Manager und -Trainer Ralph Mantau bis auf den verletzten Jörg Rosomkiewicz das komplette Team aufbieten. „Ein Punkt reicht, doch das wird ein ganz harter Gang“, weiß er. Sollte am Ende allerdings ein Unentschieden auf dem Punktzettel stehen, wird gefeiert, bevor in der kommenden Woche Gespräche mit dem Team geführt werden. Und wenn sich die inzwischen gewachsene Truppe für einen Aufstieg in die erste Bundesliga ausspricht, ist dies beschlossene Sache.
Zweimal mussten die Babelsberger als Meister aus finanziellen Grunden bereits auf den Aufstieg verzichten. „Doch diesmal bin ich optimistisch“, bekräftigt Mantau. „Wir brauchen zwar noch ein bis zwei Sponsoren, aber nach unserer tollen Saisonleistung sollten die zu überzeugen sein.“ Doch vorerst muss der Grundstein für den Aufstieg gelegt werden. Heute um 19 Uhr in Seelze mit Alexander Haan.
Henner Mallwitz
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