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Landeshauptstadt: Motorradreifen von innen geheizt

40 Forschungs- und Bildungseinrichtungen präsentierten sich auf dem Stadtwerkefest – Wissenschaftler erzählten von Expeditionen und boten Experimente

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Innenstadt - Von Potsdams Dächern kommt neue Energie. Nachdem eine 40- köpfige Interessengemeinschaft im Stadtteil Drewitz Ende 2006 die erste Bürger- Solaranlage ans Netz brachte, hat die daraus entstandene Neue Energie Genossenschaft inzwischen auf dem Dach der Montessori-Oberschule in Potsdam- West eine Photovoltaikanlage installiert, die mit einer Jahresleistung von 55 000 Kilowattstunden den Verbrauch von 14 Vierpersonenhaushalten deckt.

Auf dem Wissenschaftsmarkt im Lustgarten demonstrierte die Energiegenossenschaft Potsdam, wie auch Bürgergruppen von neuesten technischen Entwicklungen profitieren können. Erstmals war dieser Markt in das Stadtwerkefest einbezogen worden. Initiatoren waren der Verein „proWissen Potsdam“ und die Stadtverwaltung. Das rief auch Skeptiker auf den Plan, doch die nicht weniger als 40 Stände waren erstaunlich dicht umlagert. „Hier wird vermittelt, dass Potsdam nicht nur eine Stadt der Schlösser und Gärten, der Kunst und Kultur ist, sondern auch eine lebendige Stadt der Wissenschaft und Forschung“, freute sich der Rektor der Fachhochschule, Prof. Johannes Vielhaber, über die gute Resonanz. Vom Hasso-Plattner Institut, an dem auf einem Backblech Designer als Pfefferkuchenmännchen gebacken wurden, über das Geoforschungszentrum, in dem Kinder aus einer 987-jährigen Baumscheibe Bohrkerne zur Altersbestimmung des Holzes (Dendrochronologie) erbohren konnten, bis zu den spannenden, von der Fercher Obstkistenbühne moderierten Schilderungen, darunter der Polarforscher des Alfred-Wegner-Instituts über das „Leben auf einer Eisscholle“, wurde ,keineswegs nur „trockene Wissenschaft“ geboten. Das Leibnizinstitut für Agrartechnik (ATB) war aus Potsdam-Bornim sogar mit einem Schlepper angerückt, der moderne Methoden der Bodenbearbeitung demonstrierte.

Selbstverständlich wurden auch Spitzenleistungen Potsdamer Wissenschaftler in den Blickpunkt gerückt. Dazu zählt das vom Geoforschungszentrum entwickelte Tsunami-Frühwarnsystem, vielleicht aber auch die vom Hasso-Plattner- Institut (HPI) eingeschlagenen neuen Wege, um die Bedienung von Computern, Navigationsgeräte, Handys und Kameras zu vereinfachen. „Darauf müssen wir mehr achten bei einer alternden Bevölkerung“, begründet dies HPI-Professor Patrick Baudisch.

Im Zelt „Jugend forscht“ stellten Preisträger ihre Entwicklungen vor, so eine Innenheizung für Motorradreifen, die sie schnell auf Betriebstemperatur bringt und so Unfällen vorbeugen kann, sowie mit schlichtem Wasser angetriebene Raketen.

Potsdam ist aber nicht nur eine Stadt der Natur-, sondern auch der Geisteswissenschaften. So stellten sich auf dem Markt u.a. das Moses-Mendelssohn-Zentrum und das Militärgeschichtliche Forschungsamt mit ihren neuesten Titeln vor. Ebenso stießen die Mittwochvorlesungen, die proWissen Potsdam am Schlaatz veranstaltet, auf großes Interesse. Bei ihrer aktuellen Thematik wie „Nutzen und Gefahren des Geldes“ ist das kein Wunder. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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