Landeshauptstadt: Mühle ohne Mehlstaub
100 Jahre alter Filterschrank der Historischen Sanssoucimühle von Azubis instand gesetzt
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Sanssouci / Babelsberg - Die Besucher der Historischen Mühle von Sanssouci können hoch oben in den Technikgeschossen in Kürze einen nicht allzu großen Schrank sehen, der jedoch eine beträchtliche Wirkung hat. Er saugt nämlich von allen Teilen des Mahlwerks den Mehlstaub an und filtert ihn. So kann Müller Frederic Schüler in nur noch gering belasteter Raumluft arbeiten und gewinnt zusätzlich etwas Mehl zurück. Zunächst ist der Filterschrank ein Schaustück, denn ihm fehlen noch die aus Holzrohren bestehenden Verbindungen zu den anderen Maschinen und die aus Stoff gefertigten Schläuche und Filter, in denen sich der Mehlstaub fängt. Die will Schüler in den nächsten Wochen zu Hause an der Nähmaschine nähen. Im Herbst soll der Schrank dann in Betrieb gehen, einschließlich der Klopfvorrichtung, die die Filter regelmäßig automatisch säubert.
Gestern präsentierte das Technik- und Berufsbildungszentrum (tbz) Königs Wusterhausen in seiner Ausbildungsstätte in der Babelsberger Gartenstraße das seltene Stück. Lehrlinge der Holzwerkstatt haben den Filterschrank, der rund 100 Jahre auf dem Buckel hat, unter der Anleitung von Tischlermeister Matthias Hoffmann und der Ausbilderin Ursel Krahmer instand gesetzt, man kann schon sagen restauriert. Alle Teile, die noch brauchbar waren, wurden wiederverwendet, notwendige Ergänzungen hell abgesetzt. Auch den originalgetreuen Überzug aus Schelllack hat der Schrank zurück erhalten.
Wie tbz-Standortleiter Reinhard M. Hoffmann erläuterte, werden in Babelsberg unter anderem benachteiligte Jugendliche zu Holzmechanikern und Tischlern ausgebildet. Sie erlernen die gängigen Holzverbindungen, doch die Ausbilder sind stets auch auf der Suche nach anspruchsvollen Projekten. So haben sie mit den Lehrlingen ein Boot wieder aufgebaut und einen Bootssteg neu angefertigt. Der uralte Filterschrank aber stellte eine ganz besondere Herausforderung dar. Dem Geschäftsführer der Historischen Mühle, Torsten Rüdinger, war das wertvolle Stück von dem Sammler Schuchardt aus Langerwisch als Geschenk angeboten worden. Er gewann die tbz-Lehrlinge während einer Mühlenbesichtigung dafür, es instand zu setzen. Gestern dankte er der tbz, die schon länger mit ihm zusammenwirkt, für die kostenlose Ausführung der Arbeiten. Nur die Materialkosten hatte die Mühlenvereinigung selbst zu tragen.
Die Filteranlage ist für Rüdinger ein weiterer Schritt, die alte Technik der Historischen Mühle zu ergänzen. Bereits seit langem ist das 1993 wieder aufgebaute, jährlich von etwa 60 000 Interessenten besuchte Bauwerk nicht allein ein Museum, sondern ein produzierendes Denkmal. Die Erzeugnisse, selbst gemahlenes Mehl, Mühlenbrot und andere Backwaren, werden im hauseigenen Shop angeboten. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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