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ATLAS: Mundtot gemacht

Über 300 Menschen waren sich gestern auf dem Alten Markt einig: Die von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ organisierte Demonstration forderte einmal mehr, den Bau eines neuen Landtags in Form und Aussehen des historischen Stadtschlosses, als plötzlich eine Stimme dazwischen rief. Ein einsamer Gegendemonstrant, der sich der Einhelligkeit widersetzte und lautstark Randbemerkungen machte.

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Über 300 Menschen waren sich gestern auf dem Alten Markt einig: Die von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ organisierte Demonstration forderte einmal mehr, den Bau eines neuen Landtags in Form und Aussehen des historischen Stadtschlosses, als plötzlich eine Stimme dazwischen rief. Ein einsamer Gegendemonstrant, der sich der Einhelligkeit widersetzte und lautstark Randbemerkungen machte. Er erinnerte daran, dass nicht alle in dieser Stadt einer Meinung sind: Über Stadtschlösser, Architekturentwürfe,Geldeinsatzgebiete. Das ist bei Demonstrationen nun einmal so: Sie rufen auch Gegenreaktionen auf den Plan, die frei denkende Menschen zumindest tolerieren sollten. Stattdessen aber wird der eine, der gegen die Dreihunderter Einheit spricht, von der Polizei abgeführt und für die Dauer der Stadtschloss-Demo in Gewahrsam genommen. Ein trauriges Szenario in einem politischen Entscheidungsprozess. Wann immer etwas durchgesetzt wird, wird der Raum des Andersdenkenden beschnitten. Es ist durchaus legitim die andere Meinung zu überstimmen – vorausgesetzt, man hat sie sich angehört. Es ist aber unklug, sie mundtot zu machen. Nur ein Dialog kann überzeugen. So jedenfalls wird man die Gegenstimme nie für sich gewinnen.

Nicola Klusemann

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