zum Hauptinhalt
Teure Entsorgung: Belasteter Boden, aufgeschüttet auf dem Baufeld.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Munitionsfund auf Baufeld im Bornstedter Feld

Militärmüll erst nach Baubeginn entdeckt / Bauträger HIT: „Keine unbedeutende Größenordnung“

Stand:

Bornstedter Feld - Munitionsbergungstrupps sind auf einem Baufeld im Bornstedter Feld auf Müllhinterlassenschaften der sowjetischen Armee gestoßen. Auf dem Baufeld der Hanseatischen Immobilien Treuhand (HIT) an der Hermann-Mattern-Promenade, Erwin- Barth-Straße und Melchior-Bauer- Straße war bereits mit dem Bau der ersten Reihenhäuser begonnen worden. Wie Munitionssucher vor Ort sagten, hätten sie neben Schrott – darunter das Teil einer Panzerkette – auch Übungsmunition geborgen. Auf dem nichteingezäunten Gelände spielten jahrelang in der Umgebung wohnende Kinder.

Die in Stade ansässige HIT hatte das Areal im Zentrum des Entwicklungsgebietes 2009 vom städtischen Entwicklungsträger Bornstedter Feld gekauft, der zur Pro Potsdam GmbH gehört. Erst jüngst hatte der langjährige Entwicklungsträgerchef Erich Jesse seinen Sessel geräumt, um sich künftig verstärkt um die ebenfalls zur Pro-Potsdam-Holding gehörende Polo GmbH zu kümmern. Derzeitig wird der Entwicklungsträger durch Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius geführt.

Pro-Potsdam-Sprecherin Kirstin Gebauer teilte gestern mit, für das benannte Baugrundstück liege dem Entwicklungsträger eine schriftliche Auskunft der unteren Bodenschutzbehörde vor. Mit diesem Schreiben aus dem Juni 2009 sei dem Entwicklungsträger bestätigt worden, dass das benannte Grundstück nicht im Altlast- und Altlastverdachtsflächenkataster der Landeshauptstadt Potsdam geführt wird. Ebenso wurde durch den Staatlichen Munitionsbergungsdienst des Landes Brandenburgs die besagte Fläche für Erschließungs- und Baumaßnahmen mit Schreiben vom März 1998 freigegeben. Die nun aufgefundenen „Bodenverunreinigungen und Kampfmittel“ ließen vermuten, dass es sich dabei „um in rechtswidriger Weise eingebrachtes Bodenmaterial handelt“, so die Pro-Potsdam-Sprecherin.

HIT-Projektleiter Peter Ruschepaul erklärte, bereits erfolgte Baustarts müssten rückgängig gemacht werden, um das Erdreich auf Altlasten zu untersuchen. Bei etwa vier Häusern an der Hermann-Mattern-Promenade waren bereits die Abwasserrohre verlegt und der Baugrund für die Grundplatte vorbereitet worden. Der Altlastenfund in „keiner unbedeutenden Größenordnung“ sei „total ärgerlich“, erklärte Ruschepaul – und kündigte Gespräche mit dem Entwicklungsträger an. Die Entsorgung derart prekär verunreinigter Sandmassen gilt als sehr teuer. Der HIT-Projektleiter versicherte, die Kunden erhielten die gekauften Häuser „auf einem sauberen Grundstück“.

Bereits 2009 hatte ein Investor im Bornstedter Feld von der Unteren Wasserbehörde die Mitteilung erhalten, er könne wegen einer „Benzinblase“ in 18 Metern Tiefe keine Erdwärmeheizung installieren, da diese das verseuchte Erdreich kontaktieren würde.

Die sowjetische Armee hatte nach Kriegsende 1945 das bereits seit 1750 militärisch genutzte Bornstedter Feld in Beschlag genommen. Zwischen dem Abzug der russischen Truppen 1994 und der Bundesgartenschau 2001 sind große Areale im Bornstedter Feld von militärischen Altlasten befreit worden. Darunter befand sich unter anderem die so genannte „Deponie“, in der der Boden bis in sechs Metern Tiefe ausgetauscht wurde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })