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Homepage: Musik aus dem Drucker

Medienkünstler Thomas McIntosh besuchte FH

Ein „A“ klingt anders als ein „@“, wenn es ein Drucker druckt. Und kaum ein Drucker klingt wie ein anderer. In den Installationen des kanadischen Medienkünstlers Thomas McIntosh werden aus Druckern Rhtyhmusinstrumente und aus einem großen leerstehenden Getreidespeicher kreierte McIntosh eins der größten Instrumente der Welt.

Man musste sich erstmal hinein hören in den Vortrag des Kanadiers, der in dieser Woche vor etwa 25 Interface-Design Studenten an der Fachhochschule Potsdam über seine Medieninstallationen sprach. In seinen Installationen macht er aus Alltäglichem digitale Medienkunst. Ein außergewöhnliche Installation ohne Frage Thomas McIntoshs „Sinfonie für Nadeldrucker“, in der der Künstler Nadeldrucker als Rhythmus- und Melodieinstrumente benutzte. Keinen Ton fügte er künstlich hinzu, alles kam aus den Druckern und wurde durch Mikrofone hörbar gemacht. Klopfrhythmen, von McIntosh und Kollegen zu elekronischer Musik gemischt, und mystische Klänge lassen den Zuhörer staunen. Der Künstler erzählt, wie Zuschauer, die der Installation beiwohnten, fragends auf ihn zukamen: „Die Musik klingt toll, aber wo sind die Instrumente?“ Die standen im Halbkreis vor ihnen: die Drucker.

Für ein anderes Projekt kletterten McIntosh und seine Kollegen in den 25 Meter hohen Turm eines leer stehenden Getreidespeichers in Montreal, Kanada. In den hohlen Zylindern des Werkes installierte der in Montreal lebende Künstler ein Mikrofon und ein Telefon und formte so ein gigantisches Instrument. „Silophone“ heißt das Projekt mit einer eigenen Homepage. Ruft man die auf der Homepage (www.silophone.net) angegebene Telefonnummer an, kann man selbst beliebige Laute in die Zylinder schicken, die dann per Internet und über zwei Lautsprecher vor Ort für jeden hörbar werden. Mehr als 16000 verschiedene Laute wurden so erzeugt. Die Installation läuft seit 2000 und ist auch zukünftig bereit, neue Klänge zu erzeugen. Um das zu beweisen, ruft McIntosh per Handy das Telefon im Getreidespeicher an und hinterlässt ein paar Worte. Dann loggt er sich auf der Homepage ein und man hört, dumpf, die von ihm hinterlassenen Worte. Spontaner Applaus bei den zuhörenden Studenten.

Thomas McIntosh sucht mit dem „Silophone“ nicht nur nach neuen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten, ihn interessieren ebenso Gedanken zur Stadtgestaltung und zum Umgang mit leerstehenden Industriegebäuden. Der Kanadier war eine Woche lang in Berlin gewesen, um im Martin-Gropius-Bau seine jüngste Installation „Ondulation“ wieder abzubauen. „Meine Werke haben alle mit Musik zu tun, obwohl ich einen nicht-musikalischen Background habe“, erzählt McIntosh. Man merkt, dass der studierte Architekt eine Leidenschaft für Klänge und Musik hat. Während der Videopräsentation seiner musikalischen Installationen wippt er öfter mit dem Körper zum Rhythmus der Musik.

Im Rahmen des noch jungen Studiengangs Interface-Design hatte Prof. Reto Wettach den 35-Jährigen an der Fachhochschule Potsdam eingeladen. Interface-Design ist ein noch junger Studiengang, der sich in einem ständigen Wechsel befindet, erzählt Wettach. „Auch Interface-Designer haben mit digitalen Kompositionen und unterschiedlichen Mitteln der Wahrnehmung zu tun“, so der Professor, der hier die Schnittstelle zu den Werken von Thomas McIntosh sieht.

Der Kanadier McIntosh sieht sich selbst allerdings nicht als Medienkünstler: „Ich bin ein Künstler.“ Er ist mit dem Computer aufgewachsen und könne sich deshalb gut darüber ausdrücken. Obwohl er häufig mit Computern arbeitet, fügt er grinsend hinzu: „Eigentlich mag ich gar keine Computer.“ Marie Preißler

Marie Preißler

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