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INTERVIEW: „Musik kann soziale Ungleichheit verringern“

Herr Ludwig, welche Kompetenzen werden beim Musizieren gefördert?Musik bietet die Möglichkeit der Selbsterfahrung über das Eintauchen in die sogenannte Welt der Töne.

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Herr Ludwig, welche Kompetenzen werden beim Musizieren gefördert?

Musik bietet die Möglichkeit der Selbsterfahrung über das Eintauchen in die sogenannte Welt der Töne. Über Musik werden das Selbstvertrauen, die Ausdrucksfähigkeit und die Kreativität gesteigert. Auch die eigenen Emotionen und die kognitive Leistungsfähigkeit werden entwickelt. Musiker sind zudem Experten für Strukturen und Ordnungen.

Welche soziokulturellen Vorteile hat gemeinsames Musizieren?

Musik kann soziale Ungleichheit in Schule und Lebenswelt verringern, wenn sie als ein Projekt kultureller Bildung praktiziert wird. In der Schule eröffnet musisch-kulturelle Bildung neue und vielfältige Erfahrungsräume, welche die vorhandene schulische Lernkultur erweitern und bereichern. Musisch-kulturelle Bildung überwindet vorhandene soziokulturelle Barrieren und erweitert soziale Teilhabemöglichkeiten.

Kann Musizieren zur Integration etwa von Flüchtlingskindern beitragen?

Musizieren ist ein ideales Medium für Integrationsprozesse und auch speziell für Integrationskurse, zum Beispiel in der Volkshochschule. Musik verweist die Musizierenden einerseits auf gemeinsame Empfindungen und Ordnungen. Andererseits macht sie interkulturelle Facetten im Musizieren erfahrbar und öffnet so den Weg zu neuen Kulturen.

Warum geht das mit Musik so gut?

Mit Musik gelingt die Integration, weil sie eine eigene ,Sprache’, das heißt ein eigenes Symbolsystem, darstellt, das vorhandene territoriale Sprachgrenzen überschreitet. Zudem öffnet Musik Emotionen und Befindlichkeiten. Sie hat ein menschliches Antlitz und führt zusammen.

Kann jeder Musizieren lernen?

Musizieren kann jeder lernen. Es gibt keine ,unmusikalischen’ Menschen. Musik umfasst viele Möglichkeiten und sie hat viele Seiten, die für jeden etwas bieten. Auch Annäherungen zu sehr anspruchsvollen Formaten wie dem der Oper werden über Konzerthefte und vielerlei Medien unterstützt.

Welche Ängste, Hemmungen gibt es beim Musizieren?

Bestimmten Lernanforderungen und Techniken nicht gerecht zu werden, das sind die häufigsten Ängste bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen. Abbauen kann man diese Ängste durch eine Individualisierung der Lehr- und Lernprozesse. Die Zugänge zur Musik sind so individuell wie die Menschen.

Die Fragen stellte Ariane Lemme

Prof. Dr. Joachim Ludwig hat die Professur für Erwachsenenbildung, Weiterbildung und Medienpädagogik an der Universität Potsdam inne.

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