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Landeshauptstadt: „Musikhaus“ unterm Hammer

1,2 Millionen Euro für überschuldetes Broadway-Haus

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Innenstadt – Das Haus Nummer 62 in der Brandenburger Straße wird zwangsversteigert. Als Termin hat das Amtsgericht den 11. November festgesetzt. Für das größtenteils leer stehende Wohn- und Geschäftshaus ist ein Verkehrswert von 1,2 Millionen Euro angegeben. Hauptgläubigerin ist die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG.

Bei dem Grundstück handelt es sich um ein am Anfang des vergangenen Jahrhunderts auf alten Grundmauern errichtetes Gebäude in der Nachfolge eines Fachwerk-Quartiers der zweiten barocken Stadterweiterung. Es steht trotz der palastartigen Überformung im Jahre 1909 unter Denkmalschutz wie alle Gebäude des Potsdamer „Broadways“.

Über der Ladenzeile mit den zugeklebten und mit bunten Plakaten verzierten Schaufenstern prangen die Lettern „Musikhaus Carl Philipp Emanuel Bach“. Darüber ist der silbergraue Ausleger mit symbolischen Orgelpfeifen aus der Sanierungszeit der Brandenburger Straße 1975 bis1978 gut erhalten. Der Laden, den die Handelsorganisation (HO) betrieb, war zu DDR-Zeiten ein beliebter Anlaufpunkt für Musikfreunde. Er hielt ein gut sortiertes Angebot an Unterhaltungs- und Klassik-Schallplatten bereit. Hier konnten Kunstwerke wie „The Beatles“ oder „Thriller“ von Michael Jackson mit viel Glück oder auch unter dem Ladentisch erworben werden. Es waren ausschließlich Vinyl-Platten, CDs gab es in der DDR nicht. Das Ladengeschäft steht derzeit leer. Darüber ist, wie der schöne Blumenschmuck vor den Fenstern zeigt, eine einzige Wohnung noch bewohnt. Die Immobilie steht unter Zwangsverwaltung.

Der zur Versteigerung ausgeschriebene Komplex besteht aus einem Vorderhaus mit Seitenflügeln und Quergebäude mit vier Wohnungen, die zusammen etwa 507 Quadratmeter Wohnfläche haben. Das Ladengeschäft umfasst 196 Quadratmeter.

Laut Angaben im Buch „Unsere Brandenburger“ von Karin Markert war die Nummer 62 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges Sitz der Potsdamer Sparkasse. Früher habe sich hier das Atelier von C. Steinl, Akademischer Maler und Hof-Fotograf, befunden. G. Schenke

G. Schenke

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