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Aus dem GERICHTSSAAL: Musikus mit Platzwunde

Auseinandersetzung vor Modegeschäft eskalierte

Stand:

Genervt vom langandauernden Akkordeonspiel vor ihrem Modegeschäft in der Brandenburger Straße soll Ilona I.* (52) den Musiker Wladimir W.* am 10. Dezember 2007 aufgefordert haben, endlich weiterzuziehen. Als dieser nicht reagierte, pfefferte die Frau laut Aussage des Russen seine Ausrüstung hinter eine in der Nähe stehende Weihnachtsmarkt-Bude. Daraufhin, so Ilona L., ergriff Wladimir W. eine vor der Ladeneingangstür postierte Kleiderpuppe und beförderte sie recht unsanft ins Geschäftsinnere, wobei sie eine Vitrine traf. Gesamtschaden: 1000 Euro. Ingo I.* – seiner Frau zu Hilfe eilend – soll den Musikus nun an den Schultern aus dem Laden gedrängt haben. Doch Wladimir W. erzählte der zu Hilfe gerufenen Polizei, Ingo I. habe ihn geschlagen, präsentierte eine Platzwunde am Auge, klagte über Kopfschmerzen. Die Rettungsstelle des St.-Josefs-Krankenhauses attestierte ihm darüber hinaus ein Schädel-Hirn-Trauma.

Gestern saß Ingo I. (54) wegen Körperverletzung auf der Anklagebank. Er vermutete, der Straßenmusiker habe sich den Kopf gestoßen, als er mit der Puppe in den Laden stürmte. „Ich habe ihn lediglich gefragt, wieso er hier randaliert und versucht, ihn wieder zurück auf die Straße zu schieben. Auf keinen Fall habe ich ihn geschlagen“, beteuerte der Mann.

„Frau I. hat mir sehr aggressiv zu verstehen gegeben, meine 30 Minuten Spielzeit, die mir vom Ordnungsamt an diesem Standort erlaubt wurden, sind um“, berichtete Wladimir W.* (37) auf dem Zeugenstuhl. Ihm sei nicht bekannt gewesen, dass er nur befristet musizieren dürfe. Das habe er Ilona I. gesagt. „Da hat sie alle meine Sachen ergriffen und zehn Meter durch die Luft geschleudert.“ Als die Frau wieder in ihrem Geschäft verschwunden sei, habe er überlegt, die Sache in Ruhe zu klären, betonte der ausgebildete Musiker. Dann gestand er, sich die Puppe geschnappt, die Tür geöffnet und gefragt zu haben, ob er sie nun auch in die Gegend werfen solle. Obwohl er dies nicht tat, sei plötzlich Ingo I. aus dem Hintergrund aufgetaucht und mit hocherhobenen Händen, in denen er „einen großen dunklen Gegenstand“ gehalten habe, auf ihn zugekommen. „Er schlug mir damit auf den Kopf“, versicherte der Russe. „Dann hat er mich auch noch getreten. Ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, weil ich auf der Treppe stand.“

„Der Musiker hat die Puppe, die an der Tür stand, ins Geschäft hineingeworfen“, versicherte ein Augenzeuge des Geschehens. „Was Herr I. getan hat, habe ich nicht gesehen.“ Das Gericht brauchte weitere Zeugen, vertagte die Verhandlung bis zum 11. Juli. (*Namen geändert.)Hoga

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