Sport: „Muss noch schneller werden“
Potsdams Kanutin Katrin Wagner-Augustin über ihren Weltcup-Auftakt 2007
Stand:
Am Wochenende gab es für Deutschlands Kanuten beim Weltcup in Szeged die erste internationale Nagelprobe dieser vorolympischen Saison. Dabei wurden Sie im Einer über 500 Meter Sechste. Sind Sie damit zufrieden, Frau Wagner-Augustin?
Es war seit langem mal wieder mein erstes Rennen im Einer auf dieser Strecke und somit ganz okay. Ich lag gut eine Sekunde hinter der Siegerin und direkt hinter der amtierenden Weltmeisterin Dalma aus Ungarn. Das war schon in Ordnung, mehr war momentan nicht drin, zumal wir keine direkte Wettkampf-Vorbereitung auf Szeged hatten. Ich muss halt wieder lernen, dass auf den 500 Metern so richtig die Post abgeht.
Die kürzere, olympische Distanz ist für die einstige Weltmeisterin und vierfache Vizeweltmeisterin über 1000 Meter also doch eine neue Herausforderung?
Natürlich. Ich muss die ganze Strecke volle Kanne fahren. Das musste ich bisher bei den Qualifikations-Rennen in Deutschland ja nicht. Es ist schwer, wirklich seinen eigenen Stiefel zu fahren und ständig Gas zu geben.
Worin liegen die Hauptunterschiede über 500 und 1000 Meter? Nur in der Schlagfrequenz?
Nein. Die 1000 Meter fährt man mehr mit Taktik, da guckt man, was die anderen machen, wann man richtig anziehen muss und ob man einen Zwischenspurt mitfahren sollte, um nach hinten heraus noch genügend Körner zu haben. So etwas kann man bei 500 Metern überhaupt nicht überlegen. Da paddelst du volle Fahrt los, versuchst im Mittelstück mit zu halten und am Ende nochmal alles zu geben. Mal reicht es dann, mal nicht.
Im deutschen Viererkajak haben Sie zusammen mit Carolin Leonhardt aus Mannheim, Conny Waßmuth aus Magdeburg und Maren Knebel aus Karlsruhe das 500- Meter-Finale vor Weltmeister Ungarn gewonnen. Lief da schon alles optimal?
Nein, das konnte es aber auch noch nicht, denn wir sind erstmals in dieser Besetzung gefahren. Das Boot läuft noch ein bisschen holperig. Die Leistung war erst einmal okay, aber man darf nicht übersehen, dass Ungarn nicht mit der gleichen Besetzung wie bei den WM im letzten Jahr am Start war. Wir müssen auch hier noch deutlich zulegen.
Szeged galt als erste Qualifikationsmöglichkeit für die diesjährigen Weltmeisterschaften in Duisburg. Haben Sie das WM-Ticket nun schon in der Tasche?
Mit dem Vierer-Sieg habe ich das entsprechend der Nominierungs-Kriterien sicher.
Reiner Kießler, der deutsche Chefbundestrainer, fand trotz der fünf Siege und drei zweiten Plätze in Szeged kritische Worte. Er erklärte beispielsweise, den Mädels ganz klar sagen zu müssen, dass sie so nicht vom ersten Platz träumen könnten. Beziehen Sie das auch auf sich?
Eigentlich weniger, obwohl wir in den nächsten acht Wochen noch alle zulegen müssen. Bei den Deutschen ist es halt immer so: Sobald keine Medaille herausspringt, ist alles schlecht. Ich habe mich mal mit Torsten Lachmann und Silvio Richly, die von Potsdam nach Australien gegangen sind, darüber unterhalten. Die haben erzählt, dass man sich dort über jedes Rennen freut, in dem man weiter gekommen ist. Die Ansprüche hier sind halt sehr hoch. Und wenn man bedenkt, dass der deutsche 500-Meter-Einer bei den WM im vergangenen Jahr im B-Finale auf Platz neun fuhr und ich jetzt in meinem seit langem ersten Rennen Sechste wurde, bin ich mit mir eigentlich zufrieden.
Wie geht es jetzt weiter? Werden Sie auch beim Weltcup Anfang Juni im französischen Gérardmer den Einer paddeln?
Ich denke schon. Wer soll es denn sonst machen? Der Einer muss ja bei den WM für Olympia in Peking qualifiziert werden. Dazu muss ich aber noch schneller werden. Jetzt musste ich allerdings die anderen Kanuten allein ins Trainingslager Duisburg fahren lassen, denn ich habe mich in Szeged erkältet und muss mich noch richtig auskurieren.
Das Interview führte Michael Meyer.
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