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Landeshauptstadt: Musterungen jetzt in Berlin

Das Kreiswehrersatzamt Potsdam schließt als eines von zehn Ämtern noch in diesem Jahr seine Pforten

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„Ich bedauere das sehr, ich kann dem nichts Positives abgewinnen“ – das waren die Worte von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern auf seiner Rede anlässlich der Außerdienststellung des Kreiswehrersatzamtes Potsdam in der Geltower Henning-von-Tresckow-Kaserne. Nach 18-jähriger Tätigkeit soll das Amt zum 20. Oktober diesen Jahres geschlossen werden.

„Die letzte offizielle Musterung gab es am Montag“, sagte die Pressesprecherin der Wehrbereichsverwaltung Ost, Berit Weber. Für die Schließung gebe es zwei Gründe, so Weber: „Zum einen haben wir eine besondere demographische Entwicklung beobachten können. Die Geburtenrate sinkt stetig und es gibt folglich immer weniger Wehrpflichtige in unseren Kreisen und so auch weniger Arbeit. Andererseits befindet sich die Bundeswehr in einem Wandlungsprozess von einer reinen Verteidigungsarmee hin zu einer Armee im Einsatz“, so die Pressesprecherin. Die Kosten für eine solche „Armee im Einsatz“ seien um ein „Vielfaches höher“. Folglich handele es sich „auch um eine wirtschaftliche Entscheidung“, sagte die Pressesprecherin.

Bis Oktober dieses Jahres werden die rund 100 Mitarbeiter aus Potsdam in andere Dienststellen versetzt oder gehen in den Vorruhestand. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, so Weber. Insgesamt werden zehn Ämter im Wehrdienstbereich Ost bis 2010 schließen. Die Aufgaben des Kreiswehrersatzamtes Potsdam werden das Kreiswehrersatzamt Berlin und Cottbus übernehmen. „Wir freuen uns auf die neuen Mitarbeiter“, sagt Marion Krauskopf, die Leiterin des Kreiswehrersatzamtes Berlin. Mehr als 50 Mitarbeiter sollen nach Berlin gehen, darunter auch die Mitarbeiter des Berufsförderungsdienstes. Die Wehrdienstberatung allerdings bleibt in Potsdam, jedoch sei noch unklar, wo genau die Beratung zukünftig ansässig sein wird, so Norman Zager, Wehrdienstberater.

Erst vor kurzem war die Diskussion aufgekommen, dass der Grund, weshalb allein im vergangenen Jahr über die Hälfte der jungen Männer in Deutschland wegen Untauglichkeit ausgemustert werden, an dem sinkenden Bedarf der Bundeswehr läge und von „Wehrgerechtigkeit“ keine Rede mehr sein könne, hatte der Vorwurf gelautet (PNN berichteten). Dass die Schließung der Potsdamer Dienststelle aber etwas mit einem angeblich sinkenden Bedarf zu tun haben könnte, wurde von dem Leiter des Amtes, Steffen Rudolph, strikt zurück gewiesen: „Diese Diskussion der Wehrungerechtigkeit kam völlig überraschend für mich. Die Schließung hat damit nichts zu tun“, so der Leiter. Die Anforderungen an Wehrpflichtige seien hoch, aber zurecht. Das habe nichts mit einem sinkenden Bedarf zu tun, ergänzte die Pressesprecherin.

Sabine Blumrich

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